Leaving Lindi, never easy

Things change
Yet no one stays the same
Life’s just a dream we have
Of reality

(lamb)

English version via Google Translate after the click..

Heute ist der dritte Mai 2019, in etwa einem Monat werden wir nach zwei Jahren Lindi verlassen und nach weiteren vier Wochen Reise durch Tansania den Heimflug antreten. Bislang war mein Kopf gefüllt mit logistischen Fragen und mein Bewusstsein beschäftigt mit Anträgen, Bewerbungen und Bescheinigungen. Aber heute hat es mich erstmals so richtig getroffen!

Ich hatte zu einem Meeting mit den pädiatrischen Kollegen und dem Chef der Klinik („Medical Officer in Charge“) eingeladen und wir konnten zwei Stunden sehr offen sprechen: über meine Erfahrungen und Beobachtungen der letzten zwei Jahre, über Dinge, die sich weiter entwickelt haben und Probleme, die weiterbestehenden. Da sich in der neuen Projektphase der GIZ inhaltlich einige Verschiebungen ergeben haben – der neue Schwerpunkt lautet nun Digitalisierung des Gesundheitswesens – wird es vorerst keinen weiteren Entwicklungshelfer für Neugeborenengesundheit in Lindi mehr geben.

Nach dem Ende des Meetings, beim Verräumen der übrig gebliebenen Mandazi (Teiggebäck) wurde es mir plötzlich klar, als würde ein riesiges leuchtendes Schild vor mir auftauchen:

Wir werden das hier alles verlassen!

Menschen, die zu FreundInnen geworden sind. Ein Haus, bei dem endlich alles funktioniert. Eine Arbeit, bei der sich langsam Übersicht einstellte. Die wunderbaren Orte um Lindi herum, Kilwa, Mchinga, Mikindani. All die Strände. Poatenge. Mehr und mehr Einblick ins Suaheli. Den Freundeskreis der Kinder. Und natürlich die mit all dem verbundene Lebensart.

Wiebke ist dieses Gefühl des herannahenden Abschieds und Zurücklassens schon länger schmerzlich bewusst. Und seit heute merke auch ich ganz deutlich, was das bedeutet und kann sie mehr und mehr verstehen.

Unser Mwera-Bajaj

Nach einem grauen Regentag gestern ist es heute Morgen regelrecht kühl aber sonnig und ich sehe den indischen Ozean am Horizont glitzern. Philipp hat heute Vormittag für den Weg zur Arbeit ausnahmsweise das Auto genommen, weshalb ich zu Fuß von unserem Haus zur Hauptstraße herunterlaufe. Die in die Höhe geschossenen, mannshohen Gräser um mich herum leuchten grün und dampfen in der Morgensonne. Am Wegrand rechts von mir mümmeln die drei Kühe der Nachbarsfamilie ihre Tagesration Gras. Unten an der Hauptstraße angekommen sehe ich bereits mein Lieblingsbajaj mit Fahrer Mwera ankommen und halte ihn durch ein kurzes Winken an. Ich steige zu und wir begrüßen uns mit den üblichen Nachfragen nach Haus, Familie, Arbeit etc. An der nächsten Ecke steigt ein älterer Herr in der traditionellen Freitagstracht (kanzu) der Muslime ein. Mwera und ich sowie der dritte Fahrgast begrüßen ihn der Reihe nach respektvoll mit „Shikamoo“, sinngemäß „Ich bin unter deinen Füßen“ und weiter geht die gemütliche Fahrt. Und so sitze ich also im Bajaj und fahre mit gemütlichem Tempo am Meer entlang die sieben Kilometer bis Lindi und habe jede Menge Zeit, all dies jetzt schon ein bisschen zu vermissen.
(Wiebke)

Es ist diese doppelte innere Zerrissenheit, die den Abschiedsprozess so schwierig macht:

Einerseits freuen wir uns alle (bis auf Mats – der vermutlich kaum weiß, was ihn erwartet) sehr auf Deutschland mit seinem uns vertrauten Umfeld, seiner Planbarkeit und unseren FreundInnen und Verwandten. Andererseits wissen wir nicht, wie wir mit dem Eigenkulturschock (hier) klar kommen: wir haben uns an manche Andersartigkeit des tansanischen Alltagslebens, an eingeschränkte Warenverfügbarkeit, Kommunikationswege, Abläufe uvm. gewöhnt und wissen, dass vieles in Deutschland ganz anders läuft, was wir ja eigentlich kennen müssten, sich aber erstmal fremd anfühlen wird. Schon wieder eine neue Eingewöhnung.

Ähnliches verspüren wir beim Gedanken an Lindi: einerseits werden wir manche Dinge vermutlich wenig vermissen, neben den großen Themen (Schule) z.B. die abendliche AntiBrumm-Dusche der gesamten Familie, Ameiseninvasionen auf Grund kleinster Zuckerkrümel, das unzuverlässige Internet und das stundenlange monoton-aufdringliche Surren der Solar-Anlage bei Stromausfall. Andererseits gefällt es uns hier wirklich gut, wir haben uns mit viel Mühe einen Alltag und ein abwechslungsreiches Leben aufgebaut, kennen und genießen die vielen verschiedenen Strände, wissen, wo man in Lindi (meistens) Käse und Butter bekommt und im Garten gibt es eine BMX-Bahn, vier Katzen und immer Kinder zum Spielen. Wir haben uns ein Stück weit in diese so andersartige und interessante Kultur mit ihren eigenen Regeln eingelebt.

In zwei Monaten geht dieser große Lebensabschnitt für uns alle zu Ende, und in Erlangen wird ein neuer Lebensabschnitt beginnen, mit vielen Neuerungen: Ronja wird erstmals auf einer deutschen Schule mit der dritten Klasse weitermachen, Kalle wird eingeschult und Mats darf in die Fußstapfen seiner Geschwister im Waldkindergarten „Die Pfifferlinge“ treten und überhaupt erst einmal Deutschland kennen lernen. Unser Alltag wird nicht mehr annähernd so sein wie vorAfrika, aber das soll ja auch irgendwie so sein.

So ist in den letzten Wochen alles im Fluss: wir sind erfüllt von Erlebnissen, Erfahrungen und Gefühlen zwischen Freude und Trauer, machen uns diese Momente bewusst und halten uns offen für das, was in den nächsten Monaten und Jahren auf uns zukommen wird.

(P+W)

Zum Weiterlesen:

Artikel in der FAZ zum Thema: https://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/das-interesse-haelt-nur-fuenf-minuten-an-1304724.html

»The more that you read,
The more things you will know.
The more that you learn,
The more places you’ll go.«

Dr. Seuss

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Zanzibar im Dezember

Tonight, I’m gonna have myself a real good time
I feel alive and the world I’ll turn it inside out
Queen*

Am 8. Dezember 2018 fand die „Graduation“, soviel wie „Jahresabschlussfeier“, an Ronja´s Schule statt! Die SchülerInnen führten verschiedene Lieder und kleine Sketche auf, Sponsoren waren geladen und die neuen Erstklässler wurden geehrt.

festliche Familie

Im Anschluss an die Feier starteten wir gegen Mittag die 450 km lange Fahrt (Dauer aufgrund von sieben Polizeikontrollen, vielfältigen anderen Verkehrsteilnehmern und zahlreichen 50er Zonen: 7-8 Stunden) nach Daressalam, um nach einem kurzen Zwischenstopp dort am kommenden Tag nach Sansibar überzusetzen!

Nach sehr bewegten, herausfordernden wie bereichernden Zeiten in Lindi seit unserem Umzug hierher im April 2017 war dies der erste Familienurlaub seit ca. zwei Jahren! Wir hatten eine Familienhütte in der Ndame Lodge in Paje an der Ostküste gebucht und hatten eine richtig schöne Zeit mit tollen Schnorcheltouren, zwei Tagen in Stonetown, Strandspaziergängen, Kite Surfen (Philipp), nette Menschen aus aller Welt kennenlernen, Seaweed Farm besuchen, … Es folgen ein Einblick in Bildern und einige Infos für Interessierte!

 

Zanzibar“ ist streng genommen der Name des gesamten Archipels das aus Unguja, Pemba und rund 50 weiteren kleinen Inseln besteht. Die größte Insel dieser Gruppe ist Unguja, das als Sansibar bekannt ist. Unguja liegt 43 km östlich vom Festland und hat knapp 900 000 EinwohnerInnen. Die Bevölkerung ist zu 98% muslimischen Glaubens, was im Alltag nicht zu übersehen ist: Die Mehrheit der Frauen trägt buibuis(lange schwarze Gewänder) über der Kleidung. Auch die Männer zeigen sich in ihrer traditionellen Tracht – lange, weiße Hemden und verzierte Kopfbedeckungen (kofia). Fünfmal pro Tag hallt der Ruf zum Gebet über die Insel. Nachdem wir in Lindi einen sehr ähnlich geprägten Alltag erleben, war uns dies nicht richtig neu. Durchaus neu und teilweise befremdlich war zum einen die Existenz von Luxusresorts inmitten einer Umgebung, die von weitreichender Armut in der Mehrheit der Bevölkerung geprägt ist sowie die Durchmischung mit europäischen TouristInnen, die sich aus unserer Sicht unbeeindruckt zeigten von der unausgesprochenen aber allerorts leicht ersichtlichen Kleiderordnung.

 

An der Westküste liegt die Hauptstadt des Archipels, Zanzibar Town (ca. 350 000 EW), deren historisches Herzstück Stone Townheißt. Stone Town ist dem Meer zugewandt und wurde vor ca. 300 Jahren von Arabischen Siedlern aus Korallenstein erbaut – eine für Afrika untypische Bauweise. Durch die dichte, schattenspendende Bauweise installierten die Architekten sozusagen eine flächendeckende Klimaanlage. Die meisten Gebäude entstanden im 19. Jh., heute existieren kaum mehr als 40% der alten Bausubstanz im historischen Stadtkern, der 18 000 EW beherbergt. Wir waren zwei ganze Tage in Stone Town und hätten noch viele weitere Tage dort verbringen können. Überall ist etwas los, kleine Läden bieten von Zahnpasta über Obst, Gewürze, Souvenirs, Kleidung und Stoff eine bunte Mischung an und wir empfanden die Atmosphäre als freundlich und offen. Wir genossen Cappuccino und italienisches Eis und erfreuten die Menschen mit unseren Suahelikenntnissen und dem Satz „Tunatoka Lindi!“ – „Wir kommen aus Lindi!“ als Einleitung zu jeglicher Preisverhandlung. Besonders beeindruckend fanden wir die Bauten entlang der Meeresfront, dem vormals strategisch wichtigen Teil der Stadt, in der Nähe des Hafens.

 

Von Stone Town setzten wir einen Tag auch zu „Prison Island“ rüber. Zu Zeiten der Sultane gehörte die knapp 5 km vor Stone Town liegende Insel einem arabischen Sklavenhändler. Von der Insel konnten die Sklaven kaum fliehen, bevor sie auf dem Sklavenmarkt von Stone Town verkauft wurden. 1893 begann man mit dem Bau eines Gefängnisses, das aber nie als solches benutzt wurde. Stattdessen fungierte das Gebäude bis Mitte der 1930er Jahre als Quarantänestation, in der aus dem indischen Raum einreisende Menschen ein bis zwei Wochen zubringen mussten, bevor sie nach Stone Town weiterreisen durften. Heute ist die Insel bedeutsam als Heimat für 108 Aldabra-Riesenschildkröten, die 1920 als Gastgeschenk der Seychellen an den Sultan ins Land gebracht wurden und von denen die älteste heute 160 Jahre alt ist.

 

Eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist uns unser Ausflug zum Seaweed Center in Paje– gleich um die Ecke unserer Lodge. Für viele Frauen an der Ostküste ist der Anbau von Seetang eine wichtige Einnahmequelle. Von der Pflanzung bis zur Ernte vergehen zwei Monate. Die Frauen arbeiten ausschließlich bei Ebbe – egal, zu welcher Tageszeit nun gerade Ebbe ist. Je weiter draußen und tiefer gepflanzt werden kann, desto höher ist der Ertrag. Nach der Pflanzung an Stäben, die mit Schnüren miteinanderverbunden sind, muss der Unterwassergarten regelmäßig gepflegt und von Unkraut befreit werden. Wenn der Seetang reif ist wird er abgerissen und in großen Körben an Land gebracht. Nach dem Pflücken werden die salatgrünen Pflanzen, die man so wie man sie aus dem Meer holt auch essen kann, getrocknet und in Bündeln verpackt für den Abtransport fertig gemacht. Was auf den ersten Blick nach einem guten Geschäft für die Frauen aussieht ist oftmals ein Verlustgeschäft. Es fehlt die Möglichkeit zur Weiterverarbeitung und Wertschöpfung auf Sansibar, wodurch entscheidend größere Einkommensmöglichkeiten für die Frauen entstehen könnten. Es mangelt an Infrastruktur (z.B. Strom), Maschinen und Know How. Ein Kilogramm Seetang-Pulver, das aus 5 kg Seetang hergestellt werden, könnte für den fünffachen Preis des Rohproduktes verkauft werden. Seetang-Pulver wird zum Anreichern von Kuchen, Säften, Salaten und Suppen verwendet und auch als Fleischersatz gegessen.

Das Seaweedcenter in Paje vereint 13 Seaweed Frauen in einer Kooperative und verarbeitet den Seetang in der hauseigenen Produktionsstätte. Seaweed wird hier zur Herstellung von Körperpflegeprodukten verwendet, die vor Ort verkauft und an Hotels auf Sansibar geliefert werden. Wir haben das Seaweed Center besucht, durften mit einer der Frauen auf ihre Farm gehen und im Anschluss die Herstellung besuchen. Die Frauen dort berichten von ihrer größten Sorge zurzeit: Der Anstieg der durchschnittlichen Temperatur des Meerwassers ist ein großes Problem für den Seetang und führt zu niedrigeren Erträgen.

 

Vor der Rückfahrt nach Lindi erstanden wir am 22.12.2018 bei 36°C und mindestens 98% Luftfeuchtigkeit bei einem  Pflanzenhändler an der Straße in Daressalam unseren Weihnachtsbaum.

Links zum Weiterlesen:

Beitrag zum Seaweed Farming auf Sansibar: https://www.dw.com/en/zanzibars-seaweed-industry-at-risk/av-38816531

Seaweed Center Paje: https://www.youtube.com/watch?v=0-5QgfQp4b4

Unser Weihnachtsbaum 2018

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Mbesa - zu Gast bei Freunden

Auf die schöne kurze Zeit,
zu nehmen und zu geben,
den Augenblick der Ewigkeit,
den wir auf Erden leben.

R. May

 

— English version here —

 

Fühlt man sich in Lindi bisweilen relativ weit ab von Informations- und Warenfluss, Weltgeschehen, Milchprodukten, Kneipenkultur etc. so kann man ca. sieben Stunden über Masasi nach Mbesa fahren und bei der Rückkehr dann Lindi in einem völlig neuen Licht sehen. Mbesa liegt ca. 30 km nördlich der mosambikanischen Grenze, ist in der Trockenzeit von Tunduru aus nach anderthalbstündiger Fahrt über ungemütliche Sandpiste zu erreichen und hat schätzungsweise 19.000 Einwohner.

Hier wurde Ende der 50er Jahre auf Anfrage der damaligen britischen Kolonialmacht Tansanias eine deutsche Missionsstation eingerichtet, die in den Hochzeiten (80er Jahre) bis zu 60 deutsche MissionarInnen (inkl. Kinder) beherbergte. Bei unserem Kurztrip Mitte September (da gibt es zwei Wochen Schulferien in Tansania) bestaunten wir das in den 50ern erbaute Schulgebäude, in dem zeitweise sogar deutsche LehrerInnen die Kinder der Missionarsfamilien unterrichteten, die alte deutsche Telefonanlage inkl. Telefon mit Wählscheibe in jedem Gebäude, Brezeln, die ein einheimischer Bäcker dort bis heute backen kann, deutsche Straßenbeleuchtung, eine gigantische Solarstromanlage, den alten Pool der Missionsstation (immerhin zur Hälfte noch dicht und benutzbar), eine eindrucksvolle Landebahn des heute nur noch in Notfällen angeflogenen Flughafens uvm.

Philipp war zwei Vormittage auch im Mbesa Mission Hospital bei der Visite dabei. Das Krankenhaus wurde 1959 gegründet und hat mit seinen 100 Betten ein Einzugsgebiet von etwa 350.000 Personen in einem der ländlichsten und ärmsten Gebiete Tansanias. Lange Zeit unterstützten deutsche ÄrztInnen das Team der behandelnden tansanischen ÄrztInnen, jedoch verließen alle deutschen KollegInnen bis Ende 2017 aus unterschiedlichsten Gründen die Klinik. Aktuell gibt es vereinzelte Kurzeinsätze. Finanzielle Unterstützung besteht weiterhin, auch wenn das Hospital durch eine „public private partnership“ als „designated district hospital“ auch von der Regierung mit finanziert wird.

Ronja ging drei Tage lang überaus glücklich mit den drei Kindern unserer Freunde in Mbesa zur Schule. Der Unterricht findet im Schulgebäude der Mission statt, wo es neben einem Kunstraum sogar eine kleine Turnhalle und Bibliothek gibt sowie drei deutsche Freiwillige, die für jeweils ein Jahr den Unterricht mit Material der Deutschen Fernschule übernehmen. Nachdem wir Ronjas lokalen Schulbesuch in Lindi seit Juli ebenfalls mit Material der Fernschule ergänzen, passte dies perfekt und Ronja war selig, mit anderen deutschsprachigen Kindern lernen und spielen zu können. Auch für uns waren es wunderbare Tage mit spannenden Gesprächen, viel Erfahrungsaustausch und leckerem Essen (neben Brezen gab es auch Käsespätzle, Pizza und zu Mats drittem Geburtstag natürlich einen Schokokuchen)!

Auf dem Rückweg legten wir einen kleinen Stopp nahe einem der Inselberge um Masasi ein und erklommen zusammen mit schätzungsweise 30 Kindern aus der Umgebung inkl. spontan ernanntem Bergführer ein besonders rundes Exemplar (detaillierter Fachtext hier).

 

Zum Weiterlesen:

Homepage des Missionskrankenhauses Mbesa: http://www.mbesahospital.com/

Informationen zum Krankenhaus und Mbesa von Forum Wiedenest e.V.: https://www.wiedenest.de/weltweite-mission/mission-unterstuetzen/missionsprojekte/mbesa-mission-hospital.html

Primary Surgery: Trauma (Maurice King, Peter Brews): https://www.amazon.de/Primary-Surgery-Trauma-Medical-Publications/dp/019261598X

„Medizin an der Grenze“ (April 2013), ein Artikel in Thieme Via Medici zur Tätigkeit einer deutschen Ärztefamilie in Mbesahttps://seckelmann.files.wordpress.com/2015/08/viamedici-artikel.pdf

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A long year

I jumped in the river, what did I see?
Black-eyed angels swam with me
A moon full of stars and astral cars
And all the figures I used to see

Radiohead – Pyramid Song*

 

(dieser Text wurde am 22. April in Transithallen, Wartezonen und Flugzeugen auf dem Weg von Lindi nach Entebbe verfasst).

Heute ist es auf den Tag genau ein Jahr her, dass wir Mats Taufe und unser wunderbares Abschiedsfest auf der Jugendfarm gefeiert haben. Mit dem Abschiedsfest jährt sich auch zum ersten Mal der nächtliche Treppensturz meiner Mutter, auf Grund dessen wir unseren Abflug verschoben und der letztendlich zwei Monate später zum Tod meiner Mutter geführt hat. Je näher dieses Datum rückte, desto unruhiger wurde ich innerlich, obwohl ich eigentlich durch eine aktuell sehr hohe Arbeitsbelastung kaum Zeit für freie Gedanken hatte. Während ich diese Zeilen schreibe, ziehen unter mir die Wolken über den glänzenden Wellen des indischen Ozeans vorüber; ich fliege von Mtwara nach Daressalam, und von dort aus über Nairobi weiter nach Entebbe in Uganda, um dort an einer WHO-Tagung teilzunehmen. Ich weiß noch nicht, ob es gut ist, an solchen Jahrestagen selbst durch das Reisen abgelenkt zu werden oder lieber in Ruhe irgendwo mit meiner Familie zu sitzen und über das letzte Jahr zu sprechen? Aber das werden wir nachholen, wenn ich zurück bin.

Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. In einigen Tagen wird es auch schon wieder fünf (!) Monate her sein, dass ich den bisher schwersten Gang meines Lebens antreten musste, aber es beschäftigt mich immer noch fast täglich.

Als wir uns Ende Oktober 2016 für ein auf zwei Jahre ausgelegtes Leben als Familie in Tanzania entschieden haben, wusste ich gerade mal 2 Wochen von den neu diagnostizierten Lungenmetastasen meines Vaters. Der Krebs (Urothel-CA, ED 2006) selbst war schon Alltag geworden in meiner Familie, wie es nun einmal ist in der Generation meiner Eltern; geboren in den letzten Jahren des zweiten Weltkriegs und aufgewachsen in einem sich zwischen Altnazis und Revoluzzern, Wirtschaftswunder und Mauerbau, Nierentisch und Lavalampe neu erfindenden Deutschland der 50er und 60er Jahre. Über eigene Gefühle und Sorgen wurde in meiner Familie nicht gesprochen. Der Krebs gehörte dazu, man kümmerte und arrangierte sich.

Mein Vater hatte schon einige größere und kleinere Eingriffe hinter sich gebracht, die teilweise zu deutlichen Einschränkungen des Alltages geführt hatten (Stichwort Neoblase), von ihm aber mit Stoizismus und Eigenwillen getragen wurden. Zuletzt hatte er 2016 durch eine lange nicht bemerkte Stauung am Blaseneingang beinahe seine verbleibende Niere verloren und wochenlang mit der Angst um ein erneutes Rezidiv als mögliche Ursache leben müssen. Aber er hatte schon immer einen bewundernswerten Optimismus und bislang jeden Rückschlag abgestritten mit den Worten „das wird schon“. Meine Mutter war ganz in Ihrer Rolle als medizinische Assistentin aufgegangen, die immer alle Termine auf dem Schirm und alle Medikamente parat hatte.

Nun also Lungenmetastasen. Oktober 2016.
Wiebke und ich hatten über das Thema lange gemeinsam gesprochen und ich erinnere mich noch sehr gut an den bewölkten Herbsttag, an dem ich mit meinem Vater durch den braun-rot gefärbten Schlossgarten spazierte und versuchte, mit ihm über die anstehenden 2 Jahre zu sprechen. Ich hatte in den letzten Jahren Immer unter der „Doppelrolle“ Sohn und Mediziner gelitten, aber dieser Moment war unglaublich schwer. Was sollte ich denn auf die Frage antworten, ob ich glaube, dass mein Vater die nächsten 2 Jahre überleben wird oder nicht? Ich habe seinen unverändert bestehenden Optimismus umkommentiert stehen gelassen und war von tiefem Herzen dankbar für seine Eindeutigkeit, in der er mir sagte, wir sollen dieses Projekt bloß machen, er wisse doch, wie lange ich mir schon wünschte, als Arzt im Ausland arbeiten zu können, und er werde das alles schon schaffen. Und uns besuchen. Und ich glaubte auch daran.

Während wir uns in unsere Vorbereitungen für dieses Riesen-Familienprojekt stürzten, sahen wir zu, wie mein Vater von Chemotherapie zu Chemotherapie ging, und dabei trotz allem immer der „Fels in der Brandung“ blieb, als den ich ihn in so vielen Dingen erlebt hatte, mit einer beneidenswerten inneren Ruhe und Optimismus (diese Formulierung habe ich auch mit der Pfarrerin in der Trauerrede verwendet). Natürlich merkten wir auch, wie die ganzen Strapazen an ihm zehrten: er war noch vergesslicher als sonst, hatte Mühe, konzentriert zuzuhören und reagierte sehr launisch, wenn er etwas vergessen hatte. Der Umgang meiner Eltern miteinander verhärtete leider zusehens.
Die Unterstützung meiner Eltern für uns und unser Projekt stand jedoch nie außer Frage: uns wurde geholfen und unterstützt, wann sie konnten.

Voller Freude und auch Stolz genossen meine Eltern die Taufe von Mats und das anschließende Abschiedsfest auf der Jugendfarm. Die Stimmung war trotz allen Abschiednehmens gelöst, voller Aufbruch und Bewegung.
Am nächsten Morgen kam dann der Anruf von meinem Vater.

Die folgenden Wochen als chaotisch zu beschreiben mag einen Teil des erlebten abdecken, aber reicht bei weitem nicht aus, das Hin- und Her, die emotionalen und strukturellen Belastungen von Wiebke und mir und den Kindern zu beschreiben. Letztlich konnten wir nach Zeichen der klinischen Besserung mit einem gewissen Optimismus am 12. Mai nach Afrika fliegen. Am Ende kam alles ganz anders.

Einsam am Plärrer.

Auf dem Rückflug aus Nürnberg nach der Beerdigung meiner Mutter hatte ich bei all der Trauer nur einen Wunsch für meinen Vater: dass er wieder zurück in ein „gutes Leben“ finden, seine Zeit mit Freunden und Hobbies füllen und nicht an der Trauer zerbrechen könne. Meine größte Angst war, dass er sich allein fühlt.

Gottlob, und ich bin so vielen Menschen so unendlich dankbar dafür, dass ich das hier schreiben kann, gottlob war meine größte Sorge unberechtigt: ich glaube und hoffe, dass mein Vater sich in den folgenden Monaten so gut wie nie einsam gefühlt hat. Das liegt an den großartigen Freunden und Nachbarn, die sich alle regelmäßig, herzlich und aufopferungsvoll um ihn gekümmert haben. An seiner Schwägerin, die immer, Tag und Nacht, für ihn da war und seine Launen aushielt. Manchmal, wenn er am Telefon erzählte, was er so alles gemacht hatte, kam in mir das Gefühl auf, dass er das Leben noch einmal völlig neu entdeckt; ein bisschen so wie früher, vor der Familiengründung, vor dem dem Bandscheibenvorfall, losgelöst und frei und offen im Alltag und mit Freunden. Regelmäßiges Schafkopfen, Spaziergänge, Essen gehen mit dem Nachbarn, Studientreffen mit den alten Kollegen aus dem Studium an der TU München, regelmäßig von der Nachbarschaft zum Essen eingeladenm werden. Und wir haben es geschafft, fast jeden Abend mit einander zu telefonieren, eine schöne Routine, die aber auch meine Familie belastet hat, denn gerade jetzt im Rückblick merke ich immer mehr, wie ich mit halben Geist und halber Seele in Nürnberg hing, was das  Ankommen in der völlig anderen Welt Lindi nicht vereinfachte.

Jetzt im Nachgang ist mir auch klar, wie mich mein Vater in diesen Gesprächen schützte: wie er immer positiv von seiner körperlichen Situation sprach und den leider zunehmenden Verfall ausblendete. Als er an einem Abend plötzlich nebenbei erzählte, dass er nun ein Heimsauerstoffgerät verschrieben bekommen hätte, wurde ich nervös. Nur durch Gespräche mit den behandelnden Ärzten fand ich über die massive Zunahme der Lungenmetastasen und leider auch die inzwischen gefundenen Lebermetastasen heraus. Wir buchten einen Flug für Anfang Dezember, um mit der ganzen Familie noch einmal bei ihm zu sein und uns von ihm verabschieden zu können.

Leider hat die Zeit dafür nicht gereicht. Ende November ging es ihm innerhalb weniger Tage immer schlechter und er ließ sich an einem Donnerstag Abend ins Krankenhaus einliefern. Am Freitag kam noch eine optimistische SMS, aber die Informationen des Stationsarztes, ein Studienkollege, den ich nach langer Recherche erreicht hatte, waren deutlich pessimistischer. Also saß ich Samstag um 16 Uhr im Bus nach Daressalam, Wiebke war am morgen des gleichen Tages von ihrem Besuch bei der Standesamtlichen Hochzeit ihres Bruders zurück gekommen. Mit viel Glück erreichte ich nach mehreren Buspannen und einem Totalschaden 2km vor Daressalam mit einem Taxi den Flughafen, zwischen Ankommen und im Flugzeug sitzen lagen nur 24 Minuten. Am nächsten Morgen war ich bei meinem Vater, der mich mit einem Seufzer der Erleichterung erkannte und umarmte. Danach fiel er in einem unruhigem Schlaf, ich konnte ihn in seinem Zimmer noch die nächsten 32 Stunden begleiten, bis er Montag nachmittag friedlich einschlummerte.

Im Krankenhaus

Am Vormittag hatte mich noch eine Psychologin der Krebsstation besucht, die ich zufällig seit vielen Jahren kannte und mit der ich über 1 Stunde ein sehr hilfreiches Gespräch führen konnte. Dennoch war das alles so unglaublich unwirklich, ganz nah, und doch so weit weg. Der letzte, wahrscheinlich essentiellste Teil meiner Wurzeln, meines Kindseins, meiner Persönlichkeitsentwicklung, meiner Sozialisierung, war nun verschwunden. Ein zentraler Ansprechpartner, die letzte Wiese, trotz allen Uneinigkeiten doch als letzte Bastion im Hintergrund, was wie so oft im Leben erst klar wird, wenn sie nicht mehr da ist. Plötzlich bin ich der „Familienälteste“, mangels direkter Verwandtschaft abgesehen von meiner eigenen Familie und meiner lieben Großtante irgendwie allein auf weiter Flur, allein mit Entscheidungen, Erlebnissen. Klar ist die eigene Familie da und ich weiß auch, dass ich auf die Schwiegerfamilie jederzeit voll und ganz zählen kann, aber das ist etwas anderes. Da war seit meiner Kindheit immer jemand da, für Fragen und letzte Entscheidungen, und jetzt ist er weg.

Die folgenden Tage und Wochen verschmelzen in meiner Erinnerung zu einem wirren Konglomerat aus Flughafentransit, Koffer einpacken auspacken umpacken, nach drei Tagen Lindi wieder zurückfliegen, Elternhaus verräumen, bei den Schwiegereltern leben und doch weg sein, Weihnachten erleben wie einen Film im Fernseher im Nachbarraum, immer wieder für ein paar Tage allein im Elternhaus wohnen, in Vergangenheit eingehüllt und erfüllt von meinen Eltern, Maklerlogistik, Umzugsunternehmen, Silvester, und Zack wieder zurück in Lindi. Als wären wir nie weg gewesen und trotzdem ist die Welt eine völlig andere.

Einige Bruchstücke:
das von meinem Vater sechs Tage zuvor noch für die Enkel weihnachtlich geschmückte Wohnzimmer mit seinen geliebten Orchester-Engeln, die perfekt vorbereiteten Unterlagen zu allem (Rente, Versicherung, Grab, Haus, Versicherungen) als letztes Zeichen seiner aufopferungsvollen Liebe, ein Gefühl, dass mich greifbar in den Tagen nach seinem Tod im Elternhaus erfüllt hat; der verspätete Abflug aus Nürnberg, weil es für 5 startende Maschinen nur 3 Enteisungsmaschinen gibt, ein Hotel zur Übernachtung in Dar wie aus BladeRunner, auf der Veranda sitzen und schwitzen, in Amsterdam durch das Schneetreiben fahren, dabei unwirklich im eigenen und doch fremden VW-Bus sitzend. Elternhaus. Versicherungsabwicklungen. Trauerfeier mit über 50 teils weit gereisten alten Weggefährten aus Schule, Studium, Arbeit, Wanderverein. Ähnlich wie bei meiner Mutter. Sie standen beide im Leben. Das stimmt mich froh und macht mich traurig zugleich. Ständige Ambivalenz. Aber eine Sache ist sicher: ihr fehlt mir beide unendlich. Das war alles viel zu früh.

Mit den Worten von Radiohead:

I jumped in the river, what did I see?
Black-eyed angels swam with me
A moon full of stars and astral cars
And all the figures I used to see

(p)

Früher. Wahrscheinlich am Untreusee in Hof, Saale.

Weil es mit Musik immer besser ist, hier noch eine Anmerkung:

der Titel des Beitrags ist auch gleichzeitig ein Stück von Matthew and the Attic, die wir bei Folk im Park kennenlernen dürften. Video hier , Lyrics hier:

Love, I know, it’s been a long, long year
What we lived in the flicker of the light
I hung those feathers like hair upon your shoulder

Best not untethered our bodies to the ground

Like a flightless bird on a wide-winged hope
Cradled by the dawn
The afterglow, a mothers‘ love
A deer trail in the snow

I keep the static playing on the radio
You move through the room
With a misty halo

Like a flightless bird on a wide-winged hope
Cradled by the dawn
The afterglow, a mothers‘ love
A deer trail in the snow
And we unfold to the edge of it
A crimson sky hangs low
A rush of blood, a … blow
A deer trail in the snow

Like a flightless bird on a wide-winged hope
Cradled by the dawn
The afterglow, a mothers‘ love
A deer trail in the snow
And we unfold to the edge of it
A crimson sky hangs low
A rush of blood, a … blow
A deer trail in the snow


Bastelstunde bei Sister Clara

Good morning, good morning, good morning everyone!
I am so happy to see you, good morning everyone!
Good morning to the sunshine, good morning to the rain!
Good morning to whatever the day may bring!

Good morning Song (traditional)*

Heute kommt ein kleiner Eindruck von einer Bastelrunde, die ich am letzten Tag vor den Osterferien bei Kalle in der Vorschule gemacht habe. Nach Absprache mit Lehrerin Sister Clara blieb ich am Freitag vor den Ferien den Vormittag über dabei und bastelte mit Ronja´s Unterstützung (ihre Schule hatte bereits am Tag davor die Ferien eingeläutet) Ballons für einen zukünftigen Geburtstagskalender im Klassenraum. Nach einer internationalen Sing- und Tanzrunde („Good morning song“, „Ich hab Hände sogar zwei“, Simama kaa, „A ram sam sam“…) ging es an die Stifte! Es war recht offensichtlich, dass die Kinder bislang wenig bis nichts mit Wachsmal- und Buntstiften zu tun hatten und es machte Spaß zu beobachten, wie sie diese neuen Medien entdeckten und stolz über die Ergebnisse waren. Die kommenden zwei Wochen sind nun also Osterferien. Wir werden die erste Woche in Lindi verbringen (Philipp muss normal arbeiten) und in der zweiten Woche für einige Tage in die Nähe von Dar es Salaam fahren. Euch allen wünschen wir frohe Ostern und außerdem schöne Ferien allen die frei haben!

(w)

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Infos zu den Liedtexten finden sich hier.


Shuleni

I can see you in the morning
when you go to school

Supertramp*

 

Nach neun Monaten in Tansania wage ich mich nun an ein Thema, was uns schon vor unserer Ausreise schwer beschäftigt hat. Ich versuche in diesem Beitrag – wie auch in allen anderen – möglichst wertfrei beschreibend zu bleiben, was besonders bei diesem Beitrag nicht leicht fiel, da er ein für uns elementares und emotionales Thema behandelt. Und natürlich beschreibe ich u.a. vor dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen, Prägung und kulturell bedingter Wertvorstellungen (Shuleni = in der Schule, zur Schule).

Bereits in Philipps Stellenausschreibung hieß es, dass der Standort Lindi für Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter nur bedingt (bzw. eigentlich gar nicht) zu empfehlen sei und auch von der deutschen Familie, die hier unmittelbar vor uns und ebenfalls mit zwei Kindern in Lindi lebte hatten wir viel zum Thema Schule gehört. Unter anderem war in dieser Vorgänger Familie die Mutter mitsamt den Kindern nach einiger Zeit von Lindi aus nach Daressalam umgezogen, damit die Kinder dort eine internationale Schule besuchen konnten.

Mit den Möglichkeiten für die Schulbildung in Lindi waren sie aus verschiedenen Gründen nicht zufrieden gewesen. Nach viel Kopfzerbrechen und abwägen hatten wir uns schließlich dennoch für den Umzug nach Tansania und i.B. Lindi entschieden und uns vorgenommen, die Schulsituation als Herausforderung zu sehen. Homeschooling (wie in den mittlerweile kennengelernten amerikanischen Missionarsfamilien hier üblich) wollten wir wenn möglich vermeiden, damit die Kinder regelmäßigen und alltäglichen Kontakt zu lokalen Kindern haben.

Mittlerweile kann ich sagen, dass die Schul- bzw. Vorschulsituation für Ronja und Kalle sich absolut positiv entwickelt hat und ich mich in der Lage fühle, einen kleinen Einblick zu geben!

Ronja – Joy School

Ronja besucht seit Juli 2017 die einzige englische und multi-regligiöse Privatschule, die es in Lindi gibt. Das jährliche Schulgeld liegt derzeit bei 900.000 tansanischen Schilling, was in etwa dem vierfachen Monatsgehalt eines ungelernten Arbeiters entspricht. Es gibt anscheinend genügend Familien, die sich dieses Schulgeld leisten können, denn die zur Zeit sechs Klassen der Schule sind allesamt voll. Sie liegt praktischerweise in Mitwero, also dem Vorort, in dem auch wir wohnen, ca. 3 km von unserem Haus entfernt.

Die Besitzerin der Schule, Alice Kituku, ist Kenianerin und hat das Land für diese Schule bereits 2010 in weiser Voraussicht in diesem mittlerweile sehr beliebten Vorort von Lindi erworben. Bis dato führte sie eine kleine Vorschule in ihrem Garten in Lindi Downtown, hatte aber stets den Traum eine richtige Vor- und Grundschule zu eröffnen. Mittlerweile gibt es Klassenräume für sechs Klassen, zwei weitere Klassenräume befinden sich aktuell im Bau und im kommenden Jahr sollen eine Bibliothek sowie ein Computerraum folgen.

Neue Klassenräume in Bau

Der Schulleiter, Mister Said (gebürtig aus Pemba, Tansania und vor einem Jahr für seine Schulleiterstelle nach Lindi gezogen) wohnt mit seiner Familie direkt neben dem Schulgelände. Alice ist eine ambitionierte und hart arbeitende Frau. Zusammen mit Schulleiter Mr. Said überwacht sie jeden Schritt der Bauaktivitäten, und kümmert sich um so gut wie alles persönlich – von der Essensausgabe über die Akquise von Schulbüchern, Schuluniformen, Schulbusse, neue LehrerInnen, und und und…

Wir empfinden es als eine außerordentlich herausragende Leistung, ein so großes Projekt in einer durchaus herausfordernden Umgebung zu stemmen und am Laufen zu halten. Das Interesse und Engagement von Seiten der Eltern erleben wir (im Vergleich zu Erfahrungen in Deutschland) als eher gering. Dies resultiert schon allein aus logistischen Aspekten wie der Tatsache, dass alle Kinder mit Schulbussen zur Schule hin und wieder nach Hause fahren. Somit sind Eltern generell wenig an der Schule selber präsent.

Die Unterschiede zu den staatlichen Schulen sind vielfältig und grundlegend: Die Kinder der Joy School müssen das Schulgebäude und Außengelände nicht selber putzen. Im Gegensatz dazu sehen wir die Kinder der staatlichen Schulen generell mit einem selbstgebauten Besen in der Hand zur Schule laufen (keine Schulbusse!), denn Geld für Reinigungspersonal gibt es nicht. Die Anzahl der LehrerInnen pro SchülerIn ist ebenfalls grundsätzlich verschieden. In den staatlichen Schulen ist es gängig, dass eine Lehrkraft für drei verschiedene Klassen zuständig ist und somit grundsätzlich bis zu 60 Kinder sich selbst überlassen sind. Die Schulgebäude selber könnten ebenfalls nicht unterschiedlicher sein. Das Schulgebäude der Joy School ist sehr neu und gut intakt. Alle Fenster sind mit Gittern versehen und es gibt ein dichtes Dach über allen Räumen sowie Toiletten getrennt nach Mädchen, Jungen und Personal (all dies ist in staatlichen Schulen durchaus nicht gewährleistet…).

Die Wände der Joy School sind verputzt und gestrichen, außen mit bunten und lehrreichen Bildern aus den verschiedenen Fächern kunstvoll gemalt. Es gibt zahlreiche englische Kinderbücher (Spenden aus UK), außerdem um 10:00 eine Teepause (Tee und Brötchen für jedes Kind) sowie Mittagessen um 13:00. In den staatlichen Schulen ist es üblich, dass die Kinder um die Mittagszeit rum nach Hause laufen, dort essen und nach dem Essen wieder zur Schule laufen. Für die Sporttage (Mittwochs und Freitags) sowie Pausen gibt es gespendetes Sportmaterial wie Bälle, Springseile, ein Volleyballnetz, Fußballtore und sogar ein Schwungtuch.

Der Unterricht selber findet generell auf Englisch statt. Ab der dritten Klasse gibt es dann ein Schulfach Kiswahili. Die staatlichen Grundschulen funktionieren grundsätzlich auf Suaheli. Problematisch ist dies, da in der weiterführenden Schule (Secondary School) dann komplett auf Englisch unterrichtet und gelernt werden soll. Für die SchülerInnen der staatlichen Grundschulen ein kaum zu bewältigender Wechsel. Problematisch für viele Familien ist – neben der Sprache – die notwendige Grundausstattung der Kinder mit Schuluniformen und Heften sowie Schreibmaterial. All dies wird nicht von den Schulen gestellt, ist aber Voraussetzung für den Schulbesuch, der wiederum durch die Schulpflicht bestimmt wird. Unser Gärtner Hamisi erzählte mir kürzlich eindrücklich von dem Dilemma vieler Familien: Wenn sie ihre Kinder in die Schule schicken, jedoch kein Geld für die Uniform oder Schulhefte haben, werden die Kinder wieder nach Hause geschickt. Wo dann wiederum die Polizei auftaucht, da die Kinder laut Schulpflicht zur Schule gehen müssen…

 

Graduation

Die Graduation (= Jahresabschlussfeier) fand am 2. Dezember statt und wurde den kompletten November über von LehrerInnen und SchülerInnen aller Klassen vorbereitet. Es wurden Tänze einstudiert und Lieder geprobt, Schuluniformen gewaschen und neue weiße Socken gekauft. Am Tag selber kamen an die 300 Eltern zur Schule und saßen im Schatten der aufgebauten Festzelte, um ihren Kindern bei den Darbietungen zuzuschauen. Leider wurde mit Rücken zur Elternschaft getanzt, so dass die Ehrengäste die Kinder von vorne anschauen konnten. Generell ähnelte die Feier einer Einschulung in Deutschland – besonders geehrt wurden Kinder der Pre-Unit inklusive Ronja, die ab Januar die erste Klasse besuchen.

Corporal Punishment

Ein für uns ganz grundlegendes Problem und fortwährendes Gesprächsthema: Körperliche Bestrafung, „corporal punishment“ (im Folgenden „cp“). Tansania gehört zu den Ländern, in denen körperliche Bestrafung durch Schläge mit einem Stock tatsächlich noch erlaubt ist. Die zugrundeliegende nationale Gesetzgebung kann bei Interesse hier nachgelesen werden.

Dass cp in Tanzania durchaus noch praktiziert wird hatten wir im Vorfeld gehört und natürlich versucht, so viel wie möglich darüber heraus zu bekommen. Eine unserer Informationen war, dass – entgegen der landesweiten Handhabung – die Joy School nach dreijährigem Engagement von Alice und Schulleiter Said in Zusammenarbeit mit einem für VSO tätigen pensionierten britischen Lehrer seit März 2017 neue Verträge mit ihren LehrerInnen macht, die cp explizit ausschließen. Nun berichtete Ronja aber bereits an ihrem ersten Schultag von gegenteiligen Erfahrungen und auch ich selbst sah beim Abholen Kinder, die von einem Lehrer mit einem Stock geschlagen wurden.

Es folgten von unserer Seite fundamentale Zweifel an unserem Aufenthalt hier und sehr emotionale Gespräche mit Schulleiter Said und Alice sowie Telefonate mit den britischen Förderern, die ihrerseits entsetzt waren über die offensichtliche Entwicklung. Waren sie doch erst im März 2017 nach drei Jahren intensiver Zusammenarbeit aus Lindi wieder nach London gezogen. Sie unterstützten die Schule nur unter der Voraussetzung, dass cp hier nicht mehr an der Tagesordnung sei. Es folgte ein verwarnender Brief an Ronja´s Lehrerin, der jedoch keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Ronja selber war selbstverständlich niemals betroffen – wir hatten von Anfang an sehr klar gemacht, dass cp für unsere Kinder unter keinen Umständen in Frage kommt und diese Botschaft ist angekommen. Trotzdem erlebte Ronja den Umgang mit ihren MitschülerInnen natürlich tagtäglich und wir sprachen viel über dieses Thema.

Trotz allem mochte sie die Lehrerin, Madam Sesi, sehr gerne und fühlte sich bei ihr in der Pre-Unit wohl. Seit Januar geht sie nun in „Grade 1“ und ihre Lehrerin ist Madam Marcha. Bislang ist cp kein Thema mehr gewesen und Ronja hat uns mehrfach erzählt, dass Madam Marcha bisher noch kein Kind geschlagen habe – wir kennen die Lehrerin aus dem erweiterten Freundeskreis und sind sehr froh über diese Entwicklung für Ronja und ihre MitschülerInnen und hoffen, dass wir durch unsere Präsenz an der Schule und regelmäßige Gespräche mit Schulleitung und Lehrerschaft immer wieder kleine Gedanken und Ideen streuen können.

 

Wir haben in den letzten Monaten immer wieder intensiv über das tansanische Grundschulsystem wie wir es erleben nachgedacht und gesprochen (und man muss sich immer wieder klarmachen, dass wir unsere Erfahrungen am allerobersten Ende der Fahnenstange machen – staatliche Schulen sind nochmal eine völlig andere Hausordnung). Sowohl Untereinander als auch mit tansanischen FreundInnen, anderen Expats und tansanischen LehrerInnen. Es gibt vielfältige Themen, die relevant sein können, wenn man sich fragt warum cp heute noch tagtäglich eingesetzt wird und wir versuchen, den größeren Kontext zu verstehen. Schulleiter Said sagte zu mir: „Von einem tansanischen Lehrer in Lindi zu verlangen, ohne cp zu unterrichten ist in etwa so, als würde man von einem deutschen Lehrer verlangen, die Kinder ab sofort mit Schlägen zu bestrafen.“ Er selber möchte cp an seiner Schule baldmöglichst komplett abschaffen, sagt aber es brauche Zeit und eine (deutlich bessere) Ausbildung der Lehrer.

Das „Teachers’ College“ dauert anderthalb Jahre, man kann jedoch auch ganz ohne Ausbildung LehrerIn werden. Für GrundschullehrerInnen reicht die erfolgreich abgeschlossene Weiterführende Schule. Entsprechend kurz ist die (wenn überhaupt stattfindende) didaktische und pädagogische Ausbildung der Lehrkräfte; der Stock ist tatsächlich fester Bestandteil dieser Ausbildung. Auch Erfahrungen in der eigenen Schullaufbahn und nicht zuletzt der tägliche Umgang mit Kindern zu Hause in den Familien spielen sicherlich eine Rolle.

Letztendlich ist cp unserer Meinung nach Bestandteil eines von uns beobachteten generellen Umgangs mit Kindern im Bildungssystem, in dem die Kinder selten als kreative, wertvolle, selbstbestimmte und förderungswürdige Personen gesehen werden. Positive Motivation, Kreativität, Eigenverantwortlichkeit, Lernen durch Ausprobieren und Neugierde ist von Seiten der Lehrerschaft nicht vorgesehen und somit nicht Teil des alltäglichen Lernprozesses. Gelernt wird vielmehr durch Wiederholung und Auswendiglernen. Ein Taxifahrer in Daressalam sagte einmal zu uns, er könne sich glücklich schätzen, nie in Tansania zur Schule gegangen zu sein, denn dort lerne man seiner Meinung nach lediglich ein guter Angestellter zu werden.

Die Joy School in Lindi ist mit Sicherheit mit Abstand das Beste, was Kinder in Lindi an Grundschulbildung erfahren können und Alice mit gutem Herzen und voller Energie und Engagement auf einem anstrengenden und vielleicht noch weiten Weg. Wir sind gespannt, welche Entwicklungen wir in der nächsten Zeit dort noch beobachten können.

Zum Thema hier (PDF) ein lesenswerter Leitfaden einer NGO mit Sitz in Uganda, die gegen Corporal Punishment in afrikanischen Ländern aktiv ist.

 

Kalle – Sr. Clara

Kalle besuchte zunächst die „Nursery-Class“ der Joy School, wo es aber sowohl ihm als auch uns nicht gut gefiel. Zu verschult war uns der Alltag der 2-5 jährigen Kinder, ohne Zeit zum spielen, sich bewegen etc. mit zwei Lehrerinnen, deren Interesse an den Kindern in unseren Augen sehr gering ausfiel. Aus unserer Sicht problematisch war außerdem der Ort der Kindergartengruppe inmitten des normalen Grundschulbetriebes. Kalle sowie alle anderen doch noch sehr jungen Kinder fanden sich somit täglich zwischen 200 Kindern wieder von denen die ältesten 13 Jahre alt sind (die Grundschule in Tansania geht bis einschließlich siebte Klasse). Kalle wusste sich bei dem konstanten Andrang der tansanischen Kinder aus Interesse an seiner Andersartigkeit nicht zu helfen und fand es einfach unangenehm, ständig umringt zu sein. Die Lehrerinnen zeigten wenig Verständnis für seine Situation oder waren nicht in der Lage, die übrigen Kinder in ihrem Verhalten zu beeinflussen.

Seit dem neuen Jahr geht er nun zur St. Andrea Kaggwa Nursery School der Katholischen Gemeinde in Lindi. Auf diese Einrichtung wurden wir dank einer Arbeitskollegin von Philipp aufmerksam und sind sehr glücklich, sie gefunden zu haben! Dort ist Sister Clara zuständig, gemeinsam mit ihr arbeiten noch drei weitere Lehrerinnen in der Nursery School. Es gibt zwei Gruppen: die jüngeren Kindern (3-4 J.) und die älteren Kindern (5-6 J.). Kalle geht zur älteren Gruppe mit insgesamt rund 20 Kindern.

Der Kindergarten befindet sich am wohl schönsten Ort den man sich (neben dem Erlanger Meilwald) für einen Kindergarten vorstellen kann: mit Blick auf den indischen Ozean, ein bisschen oberhalb von Lindi inmitten von Kokos-Palmen und mit konstant angenehmem Wind vom Meer! Die Location an sich ist für Kalle relativ egal – viel wichtiger für ihn waren neben Schwester Clara, die ihn überaus herzlich empfangen hat, vom ersten Tag an die zwei Schaukeln, eine Wippe und eine Rutsche die auf dem Außengelände stehen und benutzt werden dürfen – eine absolute Besonderheit in Lindi! Schwester Clara ist den Kindern sehr zugewandt und freundlich, singt und spielt viel mit ihnen und rennt Freitags (Sporttag) auch mal mit Trillerpfeife im Mund vor ihnen her. Kalle geht absolut gerne hin!

Nach Kalle´s Wechsel schlug uns von vielen Seiten Unverständnis entgegen – die katholische Nursery School sei doch eine kiswahilisprachige Einrichtung und die Kinder würden dort außerdem nicht viel lernen sondern eigentlich nur spielen. In solchen Fällen erklären wir, dass wir uns genau das für unser fünfjähriges Kind wünschen. Es ruft immer wieder Erstaunen hervor, dass in dieser Altersgruppe in Deutschland noch nicht von Schule die Rede ist, geschweige denn Zahlen oder Buchstaben gelernt werden und die Kinder im deutschen Kindergarten bis zu ihrem sechsten Lebensjahr „nur“ spielen. Kalle und ich freuen uns auf alle Fälle jeden Tag aufs Neue auf das „nur spielen“ und Sister Clara sowie die Kinder.

(w)

 

Zum Weiterlesen:

Facebook-Seite der Joy School: https://web.facebook.com/FriendsOfJoySchool/

Lesenswerter Blog des pensionierten Lehrerehepaars aus UK:
https://tanzaniascorers.wordpress.com/2015/12/01/joy-school/

Nationale Gesetzgebung zu CP: 
http://www.endcorporalpunishment.org/progress/country-reports/united-republic-of-tanzania.html

„Raising Voices“, Leitfaden für Schulen die gegen Corporal Punishment aktiv werden möchten (PDF):
http://raisingvoices.org/wp-content/uploads/2013/03/downloads/resources/goodschool_learn_positivediscipline.pdf

Tansanische Presse zum Thema CP:
http://allafrica.com/stories/201611070119.html

 

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JWD

"Someway, baby, it's part of me, apart from me"

Bon Iver*

Jans weit draußen – von verschiedenen Winkeln aus gesehen fühlten wir uns bei unseren vier Wochen in Deutschland immer wieder „fern ab“. Fern ab unseres neuen Zuhauses in Tansania, fern ab von neuen Bekanntschaften und neuen FreundInnen der Kinder, fern ab von Philipps neuer Arbeit, dem Strand und der Sonne und natürlich durch den Tod von Philipps Papa Ende November fern ab seiner Eltern, insbesondere Werner. Gegenüber der Ferienwohnung, in der wir in NRW wohnten, war das Motto sogar auf einem Windrad, dass wir durch den immer während Nebel- und Regenschleier ausmachten konnten zu lesen. Überhaupt - ein komisches Gefühl, in der alten Heimat auf einmal in einer Ferienwohnung zu residieren, fern ab.

Im Gegensatz dazu war es auch ein Wiedereintauchen in Altbekanntes. Es war wunderbar, viele FreundInnen wiederzusehen und zu spüren, wie uns alle mit altbekannter Herzlichkeit und Freundschaft begegneten. Ronja und Kalle durften einen Tag zu Besuch im Waldkindergarten sein und wir fühlten uns beim Adventssingen morgens (Philipp) und Abholen am Mittag (Wiebke) so vertraut und zu Hause wie eh und je. Wir wohnten neun Tage lang bei Maren und Hatto am Burgberg, konnten buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit den verschiedensten Bedürfnissen aufkreuzen (Buggy, Salz, Zweitschlüssel, Kinderkleidung, Rechtsfragen ...) und viele gemütliche Abende bei Wein und Amarulla verbringen. Wir waren zu Bratwurstfrühstück, Kürbissuppe und Pizzaessen eingeladen und haben die Kinder von einem Freund/In zum/r nächsten gefahren.

Die zweite Hälfte unserer Zeit in Deutschland verbrachten wir am Niederrhein bei meinen Eltern und meinem Bruder sowie Schwester mit Familie. Der Dezember spendierte uns in Bißlich, NRW (insgesamt) vier Sonnenstunden, so dass wir eher auf Indoraktivitäten auswichen (die besten Indoorspielplätze gibt es eh in den Niederlanden). Philipp war viel mit seinem Elternhaus in Nürnberg beschäftig und nochmal einige Tage alleine dort, während die Kinder und ich viel schöne Zeit mit Cousinen, Cousin und Schwester, Tanten, Oma und Opa verbrachten. Ein Highlight für Alle war schließlich die Bescherung der Wildtiere im Biotopwildpark Anholter Schweiz. Am Morgen des Heiligabend kam dort sogar der Weihnachtsmann vorbei, um den Rentieren finnisches Moos zu bringen! Weihnachten und Neujahr im Kreise der Familie war, bei aller Traurigkeit über den Tod von Philipps Papa, ein wirkliches Geschenk! Selbst der Traum der Kinder - im Winter muss es schließlich auf jeden Fall Schnee geben - wurde wahr und wir konnten kurz nach unserer Ankunft Schlittenfahren und Schneemänner bauen!

Nach acht Monaten abseits deutscher Drogerie- und Supermärkte fiel vor allem den Kindern auf: „Das braucht man alles eigentlich gar nicht.“ (Ronja) und Mats entdeckte die Waschmaschine, Winterjacken, Einkaufswägen und Christbaumbeleuchtung noch einmal ganz neu.

Nun sind wir seit dem 4. Januar zurück in Tansania und nach einem Kurzen Zwischenstopp seit einigen Tagen auch zurück in Lindi. Nun geht die Schule wieder los und für Kalle probieren wir es in einem neuen „Kindergarten“, (sprich Preschool). Es war wunderschön und auch beruhigend zu sehen, wie sehr die Kinder und auch wir uns über die Rückkehr in unser Haus gefreut haben (Ronja hatte in den letzten Tagen in Deutschland immer wieder gesagt, dass sie auf keinen Fall zurück wolle), wie vertraut wir uns in Lindi bewegen und wie viele Menschen uns freudig begrüßen und fragen wie unsere Reise war. Kalle ist glücklich, wenn die Nachbarjungs vor dem Haus stehen und rufen „Kalle, play?!“ „Yes!“

Nun sind wir gespannt auf einen Neustart in Klinik, Schule und Kindergarten und freuen uns, morgens wieder unseren Gärtner und Freund Hamisi und Mama Fatuma zu begrüßen! Die Koffer sind ausgepackt und alle Spielzeugspenden (DANKE für Bobbycar und Co!) bis zur Übergabe an die verschiedenen Einrichtungen verräumt. Hin und wieder sind wir noch mit einer Sache beschäftigt, die unsere amerikanischen Freunde hier „Reclaiming the Territory“ nennen, sprich das Haus von Kriechtieren zu befreien und Mäuse wieder in ihre Schranken zu weisen. Als besonders wirksam erweist sich hierbei die umgehend im Markt erstandene handgemachte Rattenfalle, bestückt mit getrocknetem Fisch!

Bis zum nächsten Mal!

 

 

(w)

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Erster Besuch aus Deutschland

I've been havin' some hard travelin',
I thought you knowed
I've been havin' some hard travelin',
way down the road

Bob Dylan*

 

Lange herbeigesehnt, endlich war der Tag da und unser erster Besuch aus Deutschland landete in Mtwara, zwei Autostunden südlich von Lindi!

Es kamen: meine Mutter Marita gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Michaela für knapp zwei Wochen (da beide im Schuldienst tätig sind kamen sie in den nordrheinwestfälischen Herbstferien). Ronja und ich starteten früh um 5:00 gemeinsam mit Mwajuma in Lindi und waren um 7:00 pünktlich in Mtwara, um den einzigen Flug in Empfang zu nehmen, der hier pro Tag landet. Es folgten schöne und intensive Tagen, in denen wir gemeinsam in Lindi unterwegs waren, Ronja´s Schule besuchten, am Strand saßen, im Garten spielten, Geburtstag feierten u.v.m.

Womit wir auch schon beim ersten Highlight wären, Ronjas siebtem Geburtstag! Am Tag selber wurde nach einem gemütlichen Geburtstagsfrühstück in der Schule mit Muffins und Saft und vielen Geburtstagsständchen gefeiert; meine Mutter, Kalle und ich durften dabei sein! Am folgenden Tag begingen wir unseren ersten tansanischen Kindergeburtstag. Der Renner unter den Kindern definitiv: Topfschlagen (frei übersetzt mit „Hit the pot“)! Auch das gemeinsame Bemalen einer Wand beim Autounterstand im Garten fand großen Anklang und wir finden das Ergebnis toll (siehe Fotos)!

 

Zweites Highlight der zwei Wochen war ein dreitägiger Ausflug nach Kilwa, ein kleines (dreigeteiltes) Dorf an der Küste, gut zwei Autostunden nördlich von Lindi (Google Maps). Wir fünf Bornis hatten hier bereits im September einmal ein gemütliches verlängertes Wochenende verbracht und uns wie im Paradies gefühlt. Auch dieses Mal war es herrlich! Wir übernachteten wieder in der Kimbilio Lodge in Kilwa Masoko direkt am Strand und machten einen Ausflug nach Kilwa Kisiwani, eine vorgelagerte Insel mit lange zurückreichender Geschichte.

Kilwa Kisiwani wurde 1981 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt und stand von 2004 bis 2014 auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Um die Hintergründe der einstigen Dominaz der Ruinenstadt Kilwa besser zu verstehen folgt ein kurzer Ausflug in die Geschichte:

Kilwa lag im 1. Jh. n. Chr. am Ende der Silberoute von Mosambik und Simbabwe. Die Insel war außerdem auf Grund der fruchtbaren Erde, außreichender Trinkwasserversorgung und seiner isolierten Lage für eine Besiedlung perfekt und wurde so zu einem zentralen Handelspunkt für Gold, Elfenbein, Perlen, Parfums, persische Keramik und chinesisches Porzellan. Seine Blütezeit erlebte Kilwa vermutlich vom 13. bis 16. Jh. im präkolonialen Höhepunkt der Swahili-Kultur: Kilwa war vermutlich die zu dieser Zeit mächtigste Stadt der Swahili-Küste. Die meisten heute zerfallenen Prunkbauten aus Korallenstein stammen aus dieser Zeit.

Die Portugiesen, die nach der Landung Vasco da Gamas 1502 die Küste an sich gerissen hatten bluteten die Stadt regelrecht aus. In kurzer Zeit ließen sie ein Fort errichten, verließen Kilwa jedoch nach nur acht Jahren Besatzung bereits wieder, da die großen Handelsstädte Malindi und Mombasa in Kenia strategisch wichtiger waren. Die wirtschaftliche Bedeutung der ostafrikanischen Küste schwand in kurzer Zeit und die arabischen Omanis hatten leichtes Spiel, als sie Kilwa 1700 besetzten. Die Einwohner der Insel Kilwa Kisiwani wurden aufgefordert, die Insel zu verlassen und auf dem Festland neue Siedlungen zu gründen (die bis heute bestehenden Ortsteile Kilwa Masoko und Kilwa Kivinje). 1770 erlangte Kilwa seine Unabhängigkeit zurück und wurde von nun an von den Sultanen von Sansibar regiert. Durch Sklaven- und Elfenbeinhandel blühte die Stadt im 18. und 19. Jh. erneut auf. Über Kilwa gelangten im Folgenden Abertausende versklavte Menschen aus Südtansania, Malawi und Mosambik auf die Zuckerplantagen der Maskarenen (850 km östlich von Madagaskar gelegene Inselkette).

Besonders beeindruckt waren wir auch bei diesem Besuch wieder von der Großen Kuppelmoschee. Sie stammt ursprünglich aus dem 11. Jh. und wurde als größte Freitagsmoschee Ostafrikas stets gepflegt und mehrmals renoviert sowie erweitert. Sie diente bis ins beginnende 19. Jh aktiv als Gebetshaus.

Die Insel wird heute von etwa 1.300 Menschen bewohnt, die umgeben von den historischen Stätten unter einfachsten Bedingungen, ohne Strom und fließendes Wasser leben. Ein 800 Jahre alter und überaus eindrucksvoller da sehr großer und tiefer Brunnen ist bis heute in Betrieb und wird von allen InselbewohnerInnen als Wasserquelle benutzt. Im Rahmen von Restaurationsbemühungen war vor einigen Jahren durch die Unesco ein zweiter Brunnen gebohrt worden, der mit Hilfe einer Pumpe die Wasserversorgung für die Rennovierungsarbeiten erleichtern sollte – nur etwa 10 Meter entfernt vom historischen Brunnen und dennoch kam hier ausschließlich Salzwasser an die Oberfläche. Somit wird bis heute ausschließlich der historische Brunnen benutzt.

Nach „Entdeckung“ der historischen Stätten durch die Unsesco, die Bemühungen verschiedener europäischer Geldgeber und der Fertigstellung der asphaltierten Straße von Daressalam aus nach Süden gab es einen kurzen Anstieg der Touristenzahlen. Der erwartete große Aufschwung blieb allerdings aus, so dass es heute zahlreiche zur Hälfte fertig gestellte Lodges entlang des paradiesischen Strandes gibt. Auch das Tauch- und Schnorchelzentrum ist nach Aussagen des lokalen Mangers unserer Lodge seit fünf Jahren nicht mehr in Betrieb, da die Gäste ausbleiben.

 

 

Zurück in Lindi (Philipp blieb beruflich noch bis Ende der Woche in Kilwa) nutzten wir die verbleibende Zeit unter anderem mit Besuchen bei der Schneiderin und im Stoffladen.

Die Zeit mit meiner Mutter und Tante war wunderschön und hat uns gezeigt, wie viel wir hier schon mitbekommen haben – von der Sprache, von Lindi, von Lebensgewohnheiten der Menschen, die für uns schon völlig normal und alltäglich sind, den Besucherinnen aber regelmäßig auffielen. Die Kinder waren glücklich, ihr neues Zuhause und neue FreundInnen zeigen zu können, den Besucherinnen Begrüßungsformeln auf Kiswahili beizubringen und endlich einfach mal wieder mit Oma ein Buch zu gucken. Auch wenn die Zeit schnell verging – sie war sehr intensiv und wertvoll für uns alle!

Karibu tena! (Wörtlich „Willkommen noch einmal!“)

 

 

Zum Weiterlesen:

Kimbilio Lodge in Kilwa Marokko: http://www.ed.co.tz/property/kimbilio/

Weltkulturerbe Kilwa Kisiwani: http://whc.unesco.org/en/list/144/

 

 

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Lindi Birthday Bay Trip

Zum 5. Geburtstag von Kalle haben wir uns etwas Besonderes überlegt und mit einem Boot die wunderbare Bucht von Lindi erkundet.

Auf dem Weg konnten wir neue Blickwinkel auf unser Örtchen Lindi inklusive dem bislang unbekannten Hafen und dem häufig besuchten Seaview Hotel werfen, später sprangen wir vom Boot ins Wasser. Nach 30 Minuten Fahrt erreichten wir einen versteckten Strand an der Südseite der Bucht mit versprengten Hütten von Fischer-Familien und einem kleinen Felsvorsprung zum Klettern.

Strand in der Bucht von Lindi

Nachdem genügend Muscheln gesammelt wurden, ging es mit dem Boot wieder zurück nach Lindi.

Statt vieler Worte und Fotos gibt es diesmal ein Video von diesem Ausflug (bei gutem Internet unbedingt auf 1080p ansehen, dazu auf das Einstellungs-Symbol, das Zahnrad, im Video-Frame klicken):

 

Lindi Birthday Bay Trip on Vimeo.

Music: The Intrudas - Ocean Magnetic *

 

(P)

 

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Opferfest am Strand

Durch das Gedränge der Menschenmenge
Bahnen wir uns den altbekannten Weg

Die Toten Hosen*

Heute begann das Opferfest Eid Al-Hadha, das einen der höchsten Feiertage im islamischen Kalender und den Beginn der Wallfahrt nach Mekka darstellt.

Da sich der genaue Zeitpunkt nach dem islamischen Kalender und damit nach der Neumondsichtung richtet, wussten wir erst Anfang der Woche vom Feiertag am Freitag und die in dieser Woche stattfindende Fortbildung über "patient safety in obstetric surgery" mit deutscher Delegation musste einen Tag früher beendet werden.

Wie beim Fastenbrechen trafen wir uns mit Freunden am Stadtstrand in Lindi. Mwajuma hatte wieder extra für uns leckeren Gewürzreis mit Fleischsoße und Chapati (Maisfladen) gekocht. Immerhin konnten wir nach mehrwöchiger Testphase einen selbst gebackenen Apfelkuchen aus dem Gasofen beisteuern.

Ohne viel weiteren Text hier die Bilder des Tages, die hoffentlich einen kleinen Eindruck von der bunten und fröhlichen Atmosphäre bieten.

 

 

(p&w)

 

Zum Weiterlesen:

 

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Zurück in Dar

Haraka haraka haina baraka

Viel Eile hat keinen Segen

(Swahili Sprichwort)

Die vergangen drei Wochen verbrachten wir in Daresslam, erneut im Onnela, auf der Masasani Halbinsel. Philipp und ich waren hier für drei Wochen vormittags bei einem Intensivkurs Kiswahili am KIU eingeschrieben. Blieb noch die Kinderbetreuung zu organisieren.

Von Lindi aus hatten wir Ronja und Kalle im sogenannten „Winter Camp“ eines örtlichen Kindergartens angemeldet (eine Art Ferienprogramm) und Mats wurde gemeinsam mit dem knapp dreijährigen Sohn einer Arbeitskollegin von Philipp von dessen „Dada“ Happy (Kindermädchen) hier im Onnela betreut – sie wohnen praktischer Weise direkt gegenüber.

 

Der Sprachkurs war wirklich toll! Unsere Lehrerin, Mama Saada, gestaltete den Unterricht mit genau der richtigen Mischung aus fundiertem Sprachunterricht, ständigen praktischen Übungen (da Philipp und ich die einzigen Schüler waren wurden wir ordentlich gefordert), Humor und Informationen am Rande. Der Name „Mama Saada“ ergibt sich übrigens aus dem erstgeborenen Sohn einer Frau. Ich selber werde hier daher mit „Mama Kalle“ (oder eher „Mama Kalli“) angesprochen. Zusammen mit Mama Saada lernten wir also täglich von 8:00 bis 12:00 und bemühten uns, abends noch die Hausaufgaben zu erledigen und Vokabeln zu pauken. Im Gegensatz zu Daressalam spricht in Lindi so gut wie niemand Englisch, sodass für uns das Kiswahili eine große Bedeutung hat, wollen wir uns doch (unter anderem) mit unseren Nachbarn verständigen und Philipp braucht die Sprache natürlich dringend für seine Arbeit im Krankenhaus.

 

Neben dem Sprachkurs blieb Zeit für diverse andere Dinge – an den Wochenenden machten wir tolle Ausflüge; zum einen nach Morogoro und in den Mikumi Nationalpark (gesonderter Eintrag) sowie nach Mbudya Island, eine wunderschöne paradiesische Insel, östlich von Daressalam. Zusammen mit einem Freund aus Daressalam besuchten wir das (laut Reiseführer) afrikanischste Viertel Daressalams, Kariakoo, mit angegliedertem Stoff- sowie Obst und Gemüsemarkt. Und bereits nach nur vier Wochen in Lindi genossen wir es, in Daressalam nicht ganz so „anders“ zu sein (in Lindi sind wir fünf von insgesamt maximal zehn weißen Menschen) und womöglich einige Meter ohne konstante Beobachtung zurück zu legen.

 

Philipp verbrachte diverse Stunden bei Behörden und in Büros, um verschiedenste administrative Vorgänge anzuleiern, zu begleiten, und womöglich zu Ende zu bringen. So galt es beispielsweise ein „EC“ = „Exemption Certificate“ zu erhalten, um somit das aus Japan importierte Auto steuerfrei (abgesehen von einer Strafsteuer bei Autos die älter als 9 Jahre sind...) einführen zu dürfen. Auch eine „TIN“ Nummer brauchten wir (Tansanische Steuernummer), ferner natürlich Residence Permits. Dienstausweise mussten in der deutschen Botschaft beantragt werden, die Umschreibung eines gebraucht gekauftes Motorrads war etwas komplizierter als erwartet und ob und wann unser Auto den Zollbereich im Hafen verlassen darf... es bleibt spannend!

Wir fliegen Montag auf alle Fälle erstmal wieder ohne Auto nach Lindi und haben einen Freund in Daressalam, der uns das Auto nach Lindi fahren wird, sobald es freigegeben ist. Vermutlich müssen wir vorher noch eine Storage Fee blechen, da das Auto mit Sicherheit länger als erlaubt parkt. Die Luftfracht ist übrigens mittlerweile in Lindi angekommen und die Kinder freuen sich schon sehr auf ihre Spielsachen. Wir „Großen“ haben in den letzten Wochen hingegen immer wieder darüber nachgedacht, dass wir eigentlich seit zwei Monaten sehr gut mit dem Inhalt unseres Fluggepäcks (und einiger hier gekaufter Dinge) leben und was da bloß noch so mit der Luftfracht kommt und ob das wohl alles so nötig ist?!

Wir freuen uns auf die Rückkehr nach Lindi und Ronja kann es kaum erwarten, endlich endlich in ihre neue Schule zu gehen! Wir melden uns mit einem Eintrag zum ersten Schultag!

(w)

 

Zum Weiterlesen:

 

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"Allein" in Lindi

„Wo die Wellen am höchsten sind
ist das Ufer nicht weit!“
(Afrikanisches Sprichwort)

Ich weiß nicht mehr, an welcher Stelle genau, aber irgendwann in den Wochen vor der Abreise in Deutschland las ich dieses afrikanische Sprichwort und fand es – damals schon – unglaublich treffend. Nur wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie hoch die Wellen noch schlagen würden und hatte mich inmitten von Koffern und den Kopf voll mit Abschiedsfest-Zwischenmiete-Luftfracht-Einlagerungs-Logistik bereits in Ufernähe vermutet. Als klar wurde, dass Philipp kurzfristig nach Deutschland fliegen würde überfiel mich kurzfristig tatsächlich Panik. Ich bin sonst kein Mensch, der leicht in Panik gerät aber bei dem Gedanken, eine komplette Woche mit allen Kindern in Lindi alleine zu sein wusste ich nicht, wie ich das schaffen sollte. Wir waren ja bereits seit drei Wochen in unserem neuen Haus, ohne Schule (Winterferien) oder Kindergarten, ohne Auto, ohne die Sprache wirklich zu sprechen und mit wenig englischsprechenden Kontakten. Philipp war tagsüber in der Klinik und die Tagesgestaltung für mich eine konstante Herausforderung, zumal die Luftfracht (mit Spielsachen, Büchern, Fahrrädern ...) nach wie vor auf sich warten ließ. Unser Haus liegt zudem ca. 8 km vom eigentlichen Stadtkern Lindis entfernt, was in Sachen Mobilität (v.a. Einkaufen) ohne eigenes Auto schwierig ist. Philipp musste diese schwere Reise gezwungener Maßen ganz alleine antreten und für mich und die Kinder war und bleibt der Verlust der Oma sehr schwer zu fassen.

 

Nun kann ich rückblickend sagen, dass wir Vier die Woche sehr gut hinter uns gebracht haben (und mittlerweile ja alle in Daressalam wiedervereint sind). Höhepunkt der Woche war unangefochten Id al Fitr (Zuckerfest)! Nach vierwöchigem Ramadan wurde zwei Tage lang das wichtigste Fest der Muslime gefeiert und jede Menge gegessen. Vielleicht aufgrund der wunderschönen Küste Lindis passierte dies in erster Linie am Strand. Die Kinder und ich wurden nachmittags von Philipps Büromitarbeiterin Mwajuma, unserem Gärtner Hamisi und einem der beiden Nachtwächter, Simon abgeholt und gemeinsam fuhren wir zum Strand. Mwajuma hatte für alle gekocht und so saßen wir staunend unter all den fröhlichen, bunten Menschen. Ronja und Kalle sprangen wie alle Kinder durch die Wellen, Mats mampfte glücklich Popcorn, Chapati, Reis, Ananas und was er noch so kriegen konnte. Ich war sehr dankbar für den schönen Nachmittag und das „mitgenommen werden“, mitten hinein in dieses lebendige Fest. Es ist doch etwas ganz Anderes, ob man als fremder Beobachter am Rande dabei ist oder mit Freunden mitten drin sitzt.

Gegen Ende der Woche konnten wir – ein weiterer Höhepunkt für Ronja und Kalle – die beim Schneider bestellten Schuluniformen abholen. Zu Hause wurden sie natürlich sofort anprobiert und vorgeführt. Ronja kann es kaum erwarten, sie endlich zum ersten Schultag Ende Juli anzuziehen!

Den Rest der Woche verbrachten wir sehr unterschiedlich – Kalle half Hamisi im Garten oder kletterte und spielte mit den Nachbarkindern. Ronja war ebenfalls viel draußen mit den anderen Kindern unterwegs, hörte viele Stunden lang Hörbücher, übte Lesen und Schreiben und malte und bastelte viel. Mats turnte zwischen allen herum und spricht schon die ersten Wörter auf Kiswahili. Wir waren am wunderschönen Mitema Beach (3 km von unserem Haus) und im Pool vom neu eröffneten Seaview View Hotel in Lindi City. Gegen Ende der Woche machte ich das Haus fertig für drei Wochen Abwesenheit – das hieß Kühlschrank leermachen, abtauen und putzen, jegliche offenen Lebensmittel verschenken oder aufessen, generell möglichst wenig rumliegen lassen. Die Krabbeltierdichte ist hier doch deutlich höher als in Erlangen...  Pünktlich zum Packen fiel der Strom aus und ich packte also mit Stirnlampe für 5 Personen und drei Wochen Daressalam. Es ist verrückt, in welch anderem Licht einem so Manches auf einmal erscheint und was alles geht oder nicht geht. Früh um 4:00 setzte ich die Kinder in ein geliehenes Auto der GIZ und fuhr damit zur Tankstelle von Lindi, von wo aus dankenswerterweise ein Fahrer der GIZ das Steuer übernahm. Diese 7 Km waren die dunkelsten, die ich je in einem Auto zurückgelegt habe! Aufgrund des Stromausfalles fielen die Lichter jeder auch noch so kleinsten Glühbirne weg, die sonst vor vielen Häusern hängen. Auch die Tankstelle war ohne Beleuchtung und Straßenlaternen gibt es eh keine. Zum Sterne gucken ist das natürlich großartig, allerdings kann ich gut verstehen, warum wir laut Arbeitgeber dazu angehalten sind, Fahrten im Dunkeln wenn möglich zu vermeiden...

Wir kamen vormittags in Daressalam an und fühlten uns schon deutlich sicherer als noch vor einigen Wochen, als wir völlig erschlagen von der Hitze und den langen Flügen aus Deutschland hier gelandet waren. Der Weg ins Onnela war vertraut und das Haus kannten wir bereits. Am Nachmittag kam auch Philipp an und wir waren sehr froh, wieder alle zusammen zu sein.

Nun verbringen wir zurzeit drei Wochen in Daressalam bei einem Sprachkurs, die Kinder sind von 8:00-12:00 in einem Kindergarten, der aufgrund der Ferien gerade ein „winter camp“ (Ferienprogramm) anbietet. Hierzu wird es einen eigenen Eintrag geben.

(w)

Ronjas Worte zum Zuckerfest:

„Heute war ja wirklich das Zuckerfest, und alle hatten wunderschöne Kleider an. Die Mwajuma hat uns mit zum Strand genommen und den Gärtner und den Wächter auch noch mitgenommen, und dann haben wir da Popcorn gekriegt, das war ganz süß, dann haben wir da noch ganz lecker gegessen, und in den Wellen gespielt. Alle die da waren, zumindest ganz viele, wollten von uns Bilder machen mit den afrikanischen Mädchen, die hatten wunderschöne Kleider an. Alle hatten Eis, auch die Muslime haben Eis gegessen und Popcorn und jede Menge andere leckere Sachen. Kalle und Mats und ich haben jeder einen Luftballon gekriegt. Da war wirklich fast die ganze Stadt versammelt, fast ganz Lindi.“

 

Zum Weiterlesen:

Facebook-Seite vom Seaview Hotel in Lindi

Mehr zu Zuckerfest und Fastenbrechen

 

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Abschied

Not a word to compensate
Not a sentence to describe this desperate state
Not a picture to compare
(The Notwist)*

Letzte Woche war ich gezwungen, kurzfristig nach Deutschland fliegen, weil meine Mutter nach kurzer schwerer Krankheit im Sterben lag. Sie ist in unserem Beisein friedlich eingeschlafen. Ein tieftrauriger, intensiver, unendlich tief gehender Moment. Aktuell schon wieder zurück in Daressalam kann ich noch gar nicht fassen, was da überhaupt passiert ist.

Diese fünf Tage in Nürnberg waren für mich gefüllt mit Trauer und Erinnerungen. Allein der Flug war schon kaum fassbar: gerade noch war ich dabei, mich in der neuen Welt und dem völlig anderen Alltag Tansanias einzuleben, und musste nun Wiebke mit den drei Kindern in Lindi alleine zurück lassen. Auf dem Weg nach Deutschland aß ich noch am Flughafen von Mtwara ein Chapati als Frühstück, um nach einem nächtlichen Zwischenstopp im absoluten Chaos-Flughafen von Addis Abeba nur 22 Stunden später später am Sonntagmorgen um 5:30 Ortszeit durch die blitzblank gesäuberten und menschenleeren Hallen des Frankfurther Flughafens zur Kofferausgabe zu gehen - ein Ort wie ein vor sich hin wummernder Maschinenraum voller Laufbänder im Bauch eines großen Raumschiffes. Nur eine Stunde später blickte ich beim Landeanflug von Nürnberg über das Gebiet, in dem ich den Großteil der letzten 15 Jahre gelebt habe: Alterlangen, den Main-Donau-Kanal und in der Ferne der Burgberg. Man konnte sogar das Waldkrankenhaus erkennen. Auf der anderen Seite Nürnberg Röthenbach, der Ort meiner Kindheit und Jugend. So nah und doch so weit.

Mein sehr guter Freund Oli holte mich unerwartet am Flughafen ab und ermöglichte mir dadurch ein sehr gutes Ankommen. Kurze Zeit später stand ich zwischen den perfekt abgegrenzten Feldern des Knoblauchlandes in der Nürnberger Einflugschneise, wo wir uns 16 1/2 Jahre zuvor mit frisch bestandenem Führerschein immer getroffen hatten. So viel unaufhaltsames Älterwerden, Trauer und unendliche Weltenvielfalt auf einmal.

Alles Weitere war ein sich bewegen in tief vertrauten, und doch fremden oder irgendwie distanziert wirkenden Räumen, alles völlig aus der Zeit gefallen. Bekannte Orte, Gerüche und Geräusche der ersten 19 Jahre meines Lebens, aber doch völlig anders, ohne meine Mutter.
Der Abschied von meiner Mutter war unbeschreiblich traurig und ist wahrscheinlich in all dem Hin- und Her und Weg und wieder da noch gar nicht vollständig bei mir angekommen. Bei Taufe und Abschiedsfest war sie noch da, dann durch die Gehirnblutung nach dem Unfall schon gefühlt nicht mehr unter uns.
Nach unserem Umzug nach Tansania ließen die räumliche Distanz und die vielen Aufgaben des völlig anderen afrikanischen Lebens gar keinen Platz, all diese Veränderungen irgendwie setzen zu lassen. Unbewusst habe ich sicher hier schon begonnen, Abschied zu nehmen.

Nach vier Tagen in Nürnberg hatten wir eine sehr schöne, spirituelle Aussegnungsfeier, bei der nahezu alle Freunde und Wegbegleiter meiner Mutter dabei sein konnten. Auch meine drei besten Freunde, die meine Mutter über viele Jahre kannten, standen mir bei diesen schweren Stunden bei. Bei all der Trauer über den Verlust verspürte ich auch Freude und Ehrfurcht über die gemeinsame Zeit, die vielen Erlebnisse und schönen Erinnerungen. Der Trauerspruch für meine Mutter ist von Victor Hugo und lautet: 
„Du bist nicht mehr da, wo Du warst - aber überall, wo wir sind“.

Ich glaube ganz fest daran.

(P)

 

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Infos zu den Liedtexten finden sich hier.


Email für Dich

Bleibe auf dem Laufenden

Vielleicht, das manche mich im Land der Dänen wähnen,
oder fern von hier, wo die Hyänen gähnen.

Denn kein Schwein ruft mich an,
keine Sau interessiert sich für mich,
doch liegt es nicht an mir,
ich zahle monatlich die Telefongebühr.

(Max Raabe)*

(English version below)

Früher haben wir Rundmails geschrieben und Ihr habt die Mails bekommen, ob Ihr wolltet oder nicht. Dieses Mal haben wir uns für einen Blog entschieden und posten manchmal Infos über neue Beiträge auf Facebook, manchmal schreiben wir spontan kleine Rundmails. Entsprechend ist das Beitragsfoto ein Anachronismus: der Briefkasten im Flughafen von Addis Abeba, ein analoger Hort der Ruhe inmitten internationaler Konnektivität.

Damit Ihr nicht täglich auf dem Blog nach neuen Beiträgen suchen oder Euch mit der Installation eines RSS-Readers herumschlagen müsst, erleichtern wir Euch das Mitlesen und informieren Euch, sobald neue Beiträge online sind oder ältere Beiträge umfassend, z.B. mit neuen Fotos, aktualisiert wurden.

Dafür  werden wir einen anonymen E-Mail-Verteiler einrichten. Entsprechend der Zahl neuer Beiträge wird die maximale Anzahl an E-Mails pro Monat einige wenige nicht übersteigen.

Wer aufgenommen werden möchte, füllt bitte einfach das folgende Formular aus.

english version:

the times of mass mailing are over, we decided to write a blog about our 2-year adventure in Africa. If you are tired of checking the blog page daily for new entries, just enrolled in our anonymous mailing list and stay informed. Expect only few mails per month. Please fill out the following form.

(p)

 


Finnische Wochen im Onnela

Angekommen – mittlerweile in Lindi. Aber von vorne!

 

Am 12. Mai landeten wir um 14:00 in Daressalam. Nach einem Nachtflug Frankfurt-Abu Dhabi und dem Anschlussflug nach Tansania waren wir alle relativ geschlaucht. Wir mussten nicht lange auf unseren Fahrer warten – auch nachdem er unseren Berg an Gepäck gesehen hatte blieb er erstaunlich ruhig, holte sein Fahrzeug und verstaute Koffer für Koffer. Auch wir fünf passten noch hinein und los ging die Fahrt durch den nachmittäglichen Verkehr Daressalams. Für die Kinder (und somit auch für uns) eine Geduldsprobe, waren sie doch ziemlich übermüdet, durch die Hitze völlig platt und durstig. Ca. zwei Stunden standen wir im Stau; diverse Straßenverkäufer boten von Scheibenwischern über Fußbälle, Obst und Handtücher so ziemlich alles an und so konnten wir glücklicherweise auch Wasser durch das geöffnete Fenster kaufen.

An unserem Ziel, dem „Onnela“ wurden wir bereits von Suleiman erwartet und freundlich begrüßt. Suleiman ist der „Mann für Alles“ im Onnela, einer ehemals finnischen Wohngemeinschaft (natürlich gibt es eine Sauna!!) für EntwicklungshelferInnen und deren Familien, erbaut in den 70ern. Auf einem umzäunten und toll begrünten Areal finden sich 25 zweistöckige Häuser verschiedener Größe. 70 % sind heute unbewohnt und den Leerstand sieht man den Gebäuden und Grünflächen an. Die Natur ist in dem feuchtwarmen Klima – wir befinden uns zudem aktuell am Ende der Regenzeit - klar auf dem Vormarsch und hinterlässt Spuren auf Fassaden etc. Hier und da kann man noch erahnen, dass hier mal richtig was los gewesen sein muss. Heute leben noch 7 Familien (Herkunftsländer im Moment: Deutschland, Belgien, Dänemark, Brasilien, USA) auf dem Compound. Nachmittags, wenn Schule und Kindergarten aus sind wuseln Kinder, zumeist gefolgt von ihren tansanischen Kindermädchen („Dadas“) zwischen den Häusern herum und Mittwochs und Sonntags treffen sich Expats aus ganz Daressalam zum Volleyballspielen. Es gibt eine kleine Bar, einen Swimmingpool und einen Tennisplatz zur gemeinschaftlichen Nutzung.

Für uns fünf war es toll, hier ankommen zu können und nicht in einem anonymen Hotel zu landen. So konnte ich am zweiten Abend, als Philipp mit Magendarm im Bett lag und ich mit drei hungrigen Kindern aber ohne Geschirr und Besteck wirklich nicht mehr weiter wusste gegenüber bei den gerade kennengelernten Geographen (aus Erlangen!!!) einen Topf samt einer Packung Nudeln bekommen. Ein Topf eignet sich übrigens in Kombination mit einer Gabel übrigens auch sehr gut zum Pfannkuchenteig anrühren - das kannte ich noch aus meiner Zeit als Freiwillige in Brasilien.

Tagsüber, wenn Philipp verschiedene Termine in Krankenhäusern, dem GIZ Büro und der Stadt hatte gab es für uns vier Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, wir konnten im Pool planschen und um die Ecke im Supermarkt einkaufen. Nach einigen Tagen traute ich mir die erste „Ausfahrt“ mit den Kindern zu. Dafür nimmt man in Daressalam – möchte man nicht mit einem öffentlichen Bus fahren – ein Tuk Tuk. Das fährt einen dann für +/- 1 Euro zielgenau dorthin, wo man hin möchte. Die Preisverhandlungen lernt man schnell und so war ich mit den Kindern tagsüber manchmal am Meer (Coco Beach). Am ersten Wochenende unternahmen wir einen tollen Ausflug nach Bongoyo Island. Die Insel befindet sich in einem Marine Reservat, ist nicht bewohnt und man erreicht sie mittels einer einstündigen Bootsfahrt. Dank eher durchwachsenen Wetters (kaum waren wir da ging ein heftiger Regenschauer runter, der der „Regenzeit“ alle Ehre machte) war nicht viel los und wir konnten gemütlich schnorcheln, im Sand buddeln und Muscheln sammeln.

In der zweiten Woche konnten wir einen wichtigen Punkt erledigen und bestellten nach ausgiebiger Recherche und Abwägen von Vor- und Nachteilen beim Gebrauchtwagenkauf einen Land Cruiser von 2000 aus Japan. Der Import von Autos aus Japan ist in Tansania gängig (in beiden Ländern herrscht Linksverkehr) und da wir in den ersten sechs Monaten hier das Auto zollfrei importieren können scheint es uns eine gute Lösung zu sein.

Omnipräsent waren in diesen ersten Wochen die Mücken. Aufgrund des laut Suleiman länger und stärker als sonst anhaltenden Regens gab es unglaubliche viele davon und eigentlich zu allen Tages- und Nachtzeiten, so dass wir nach einigen Tagen unsere festen Schuhe und Socken wieder hervorholten  - gar nicht so einfach zu finden in den mittlerweile völlig durcheinander geratenen Koffern... - und widerwillig gegen die Flip Flops eintauschten. Die zerstochenen Beine haben sich gefreut!

Nach zwei Wochen voller neuer Eindrücke in einem neuen Klima sind wir am 27. Mai schließlich nach Mtwara geflogen, von wo aus es mit einem Fahrer von der GIZ weiterging nach Lindi, 100 km nördlich. Aktuell sind wir damit beschäftig, unser Haus hier bewohnbar zu machen, Philipp ist außerdem tagsüber an seinem neuen Arbeitsplatz – davon später mehr! Wir erwarten, in den nächsten Tagen umziehen zu können und dann endlich endlich in einem neuen Zuhause anzukommen. Wir haben riesen Lust, nach wochenlangem Leben aus Koffern mal wieder richtige Schränke einzuräumen, ein Kinderzimmer zu haben und eine eigene Küche!

 

(w)

 

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