Finnische Wochen im Onnela

Angekommen – mittlerweile in Lindi. Aber von vorne!

 

Am 12. Mai landeten wir um 14:00 in Daressalam. Nach einem Nachtflug Frankfurt-Abu Dhabi und dem Anschlussflug nach Tansania waren wir alle relativ geschlaucht. Wir mussten nicht lange auf unseren Fahrer warten – auch nachdem er unseren Berg an Gepäck gesehen hatte blieb er erstaunlich ruhig, holte sein Fahrzeug und verstaute Koffer für Koffer. Auch wir fünf passten noch hinein und los ging die Fahrt durch den nachmittäglichen Verkehr Daressalams. Für die Kinder (und somit auch für uns) eine Geduldsprobe, waren sie doch ziemlich übermüdet, durch die Hitze völlig platt und durstig. Ca. zwei Stunden standen wir im Stau; diverse Straßenverkäufer boten von Scheibenwischern über Fußbälle, Obst und Handtücher so ziemlich alles an und so konnten wir glücklicherweise auch Wasser durch das geöffnete Fenster kaufen.

An unserem Ziel, dem „Onnela“ wurden wir bereits von Suleiman erwartet und freundlich begrüßt. Suleiman ist der „Mann für Alles“ im Onnela, einer ehemals finnischen Wohngemeinschaft (natürlich gibt es eine Sauna!!) für EntwicklungshelferInnen und deren Familien, erbaut in den 70ern. Auf einem umzäunten und toll begrünten Areal finden sich 25 zweistöckige Häuser verschiedener Größe. 70 % sind heute unbewohnt und den Leerstand sieht man den Gebäuden und Grünflächen an. Die Natur ist in dem feuchtwarmen Klima – wir befinden uns zudem aktuell am Ende der Regenzeit – klar auf dem Vormarsch und hinterlässt Spuren auf Fassaden etc. Hier und da kann man noch erahnen, dass hier mal richtig was los gewesen sein muss. Heute leben noch 7 Familien (Herkunftsländer im Moment: Deutschland, Belgien, Dänemark, Brasilien, USA) auf dem Compound. Nachmittags, wenn Schule und Kindergarten aus sind wuseln Kinder, zumeist gefolgt von ihren tansanischen Kindermädchen („Dadas“) zwischen den Häusern herum und Mittwochs und Sonntags treffen sich Expats aus ganz Daressalam zum Volleyballspielen. Es gibt eine kleine Bar, einen Swimmingpool und einen Tennisplatz zur gemeinschaftlichen Nutzung.

Für uns fünf war es toll, hier ankommen zu können und nicht in einem anonymen Hotel zu landen. So konnte ich am zweiten Abend, als Philipp mit Magendarm im Bett lag und ich mit drei hungrigen Kindern aber ohne Geschirr und Besteck wirklich nicht mehr weiter wusste gegenüber bei den gerade kennengelernten Geographen (aus Erlangen!!!) einen Topf samt einer Packung Nudeln bekommen. Ein Topf eignet sich übrigens in Kombination mit einer Gabel übrigens auch sehr gut zum Pfannkuchenteig anrühren – das kannte ich noch aus meiner Zeit als Freiwillige in Brasilien.

Tagsüber, wenn Philipp verschiedene Termine in Krankenhäusern, dem GIZ Büro und der Stadt hatte gab es für uns vier Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, wir konnten im Pool planschen und um die Ecke im Supermarkt einkaufen. Nach einigen Tagen traute ich mir die erste „Ausfahrt“ mit den Kindern zu. Dafür nimmt man in Daressalam – möchte man nicht mit einem öffentlichen Bus fahren – ein Tuk Tuk. Das fährt einen dann für +/- 1 Euro zielgenau dorthin, wo man hin möchte. Die Preisverhandlungen lernt man schnell und so war ich mit den Kindern tagsüber manchmal am Meer (Coco Beach). Am ersten Wochenende unternahmen wir einen tollen Ausflug nach Bongoyo Island. Die Insel befindet sich in einem Marine Reservat, ist nicht bewohnt und man erreicht sie mittels einer einstündigen Bootsfahrt. Dank eher durchwachsenen Wetters (kaum waren wir da ging ein heftiger Regenschauer runter, der der „Regenzeit“ alle Ehre machte) war nicht viel los und wir konnten gemütlich schnorcheln, im Sand buddeln und Muscheln sammeln.

In der zweiten Woche konnten wir einen wichtigen Punkt erledigen und bestellten nach ausgiebiger Recherche und Abwägen von Vor- und Nachteilen beim Gebrauchtwagenkauf einen Land Cruiser von 2000 aus Japan. Der Import von Autos aus Japan ist in Tansania gängig (in beiden Ländern herrscht Linksverkehr) und da wir in den ersten sechs Monaten hier das Auto zollfrei importieren können scheint es uns eine gute Lösung zu sein.

Omnipräsent waren in diesen ersten Wochen die Mücken. Aufgrund des laut Suleiman länger und stärker als sonst anhaltenden Regens gab es unglaubliche viele davon und eigentlich zu allen Tages- und Nachtzeiten, so dass wir nach einigen Tagen unsere festen Schuhe und Socken wieder hervorholten  – gar nicht so einfach zu finden in den mittlerweile völlig durcheinander geratenen Koffern… – und widerwillig gegen die Flip Flops eintauschten. Die zerstochenen Beine haben sich gefreut!

Nach zwei Wochen voller neuer Eindrücke in einem neuen Klima sind wir am 27. Mai schließlich nach Mtwara geflogen, von wo aus es mit einem Fahrer von der GIZ weiterging nach Lindi, 100 km nördlich. Aktuell sind wir damit beschäftig, unser Haus hier bewohnbar zu machen, Philipp ist außerdem tagsüber an seinem neuen Arbeitsplatz – davon später mehr! Wir erwarten, in den nächsten Tagen umziehen zu können und dann endlich endlich in einem neuen Zuhause anzukommen. Wir haben riesen Lust, nach wochenlangem Leben aus Koffern mal wieder richtige Schränke einzuräumen, ein Kinderzimmer zu haben und eine eigene Küche!

 

(w)

 

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