Auf die schöne kurze Zeit,
zu nehmen und zu geben,
den Augenblick der Ewigkeit,
den wir auf Erden leben.

R. May

 

— English version here —

 

Fühlt man sich in Lindi bisweilen relativ weit ab von Informations- und Warenfluss, Weltgeschehen, Milchprodukten, Kneipenkultur etc. so kann man ca. sieben Stunden über Masasi nach Mbesa fahren und bei der Rückkehr dann Lindi in einem völlig neuen Licht sehen. Mbesa liegt ca. 30 km nördlich der mosambikanischen Grenze, ist in der Trockenzeit von Tunduru aus nach anderthalbstündiger Fahrt über ungemütliche Sandpiste zu erreichen und hat schätzungsweise 19.000 Einwohner.

Hier wurde Ende der 50er Jahre auf Anfrage der damaligen britischen Kolonialmacht Tansanias eine deutsche Missionsstation eingerichtet, die in den Hochzeiten (80er Jahre) bis zu 60 deutsche MissionarInnen (inkl. Kinder) beherbergte. Bei unserem Kurztrip Mitte September (da gibt es zwei Wochen Schulferien in Tansania) bestaunten wir das in den 50ern erbaute Schulgebäude, in dem zeitweise sogar deutsche LehrerInnen die Kinder der Missionarsfamilien unterrichteten, die alte deutsche Telefonanlage inkl. Telefon mit Wählscheibe in jedem Gebäude, Brezeln, die ein einheimischer Bäcker dort bis heute backen kann, deutsche Straßenbeleuchtung, eine gigantische Solarstromanlage, den alten Pool der Missionsstation (immerhin zur Hälfte noch dicht und benutzbar), eine eindrucksvolle Landebahn des heute nur noch in Notfällen angeflogenen Flughafens uvm.

Philipp war zwei Vormittage auch im Mbesa Mission Hospital bei der Visite dabei. Das Krankenhaus wurde 1959 gegründet und hat mit seinen 100 Betten ein Einzugsgebiet von etwa 350.000 Personen in einem der ländlichsten und ärmsten Gebiete Tansanias. Lange Zeit unterstützten deutsche ÄrztInnen das Team der behandelnden tansanischen ÄrztInnen, jedoch verließen alle deutschen KollegInnen bis Ende 2017 aus unterschiedlichsten Gründen die Klinik. Aktuell gibt es vereinzelte Kurzeinsätze. Finanzielle Unterstützung besteht weiterhin, auch wenn das Hospital durch eine „public private partnership“ als „designated district hospital“ auch von der Regierung mit finanziert wird.

Ronja ging drei Tage lang überaus glücklich mit den drei Kindern unserer Freunde in Mbesa zur Schule. Der Unterricht findet im Schulgebäude der Mission statt, wo es neben einem Kunstraum sogar eine kleine Turnhalle und Bibliothek gibt sowie drei deutsche Freiwillige, die für jeweils ein Jahr den Unterricht mit Material der Deutschen Fernschule übernehmen. Nachdem wir Ronjas lokalen Schulbesuch in Lindi seit Juli ebenfalls mit Material der Fernschule ergänzen, passte dies perfekt und Ronja war selig, mit anderen deutschsprachigen Kindern lernen und spielen zu können. Auch für uns waren es wunderbare Tage mit spannenden Gesprächen, viel Erfahrungsaustausch und leckerem Essen (neben Brezen gab es auch Käsespätzle, Pizza und zu Mats drittem Geburtstag natürlich einen Schokokuchen)!

Auf dem Rückweg legten wir einen kleinen Stopp nahe einem der Inselberge um Masasi ein und erklommen zusammen mit schätzungsweise 30 Kindern aus der Umgebung inkl. spontan ernanntem Bergführer ein besonders rundes Exemplar (detaillierter Fachtext hier).

 

Zum Weiterlesen:

Homepage des Missionskrankenhauses Mbesa: http://www.mbesahospital.com/

Informationen zum Krankenhaus und Mbesa von Forum Wiedenest e.V.: https://www.wiedenest.de/weltweite-mission/mission-unterstuetzen/missionsprojekte/mbesa-mission-hospital.html

Primary Surgery: Trauma (Maurice King, Peter Brews): https://www.amazon.de/Primary-Surgery-Trauma-Medical-Publications/dp/019261598X

„Medizin an der Grenze“ (April 2013), ein Artikel in Thieme Via Medici zur Tätigkeit einer deutschen Ärztefamilie in Mbesahttps://seckelmann.files.wordpress.com/2015/08/viamedici-artikel.pdf

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Infos zu den Liedtexten finden sich hier.

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