Von Hauptwortklassen und Präfixen

Und erweitert der Mensch seine sprachlichen Möglichkeiten,
dann erweitert die Sprache die menschlichen Möglichkeiten

Bas Böttcher*

Drei Wochen vor Abflug – wir fliegen am 29.4. ab FRA über Abu Dhabi nach Dar es Salaam – sind wir zur Zeit in Bad Honnef in der AIZ (Akademie für Internationale Zusammenarbeit) bei einem Intensivsprachkurs Kiswahili. Dank toller Kinderbetreuung für Ronja und Kalle im giz-eigenen Kindergarten können Philipp und ich beide teilnehmen. Mats ist stundenweise mit den Großen in der Betreuung, teils im Kurs dabei und sorgt dort für Unterhaltung (oder schläft am Rand).

Unsere tansanische Lehrerin Betty macht ihre Sache absolut überzeugend und verhilft uns fünf TeilnehmerInnen zu einem ersten Einblick in diese für uns völlig fremde und bisweilen verwirrende Sprache. Betty gestaltet den Unterricht locker, humorvoll und voll von kleinen Geschichten am Rande, die Einblick geben nicht nur in die sprachlichen sondern auch in kulturelle Besonderheiten Tansanias.

So unterscheidet man im Kisuaheli acht Klassen von Hauptwörtern. Die Zugehörigkeiten der Wörter muss man schlicht lernen, denn feste Regeln gibt es nicht für alle Klassen, für den weiteren Aufbau eines jeden Satzes ist die Klassenzugehörigkeit aber unabdingbar wichtig.

 

Ein paar kleine Beispiele aus unseren Unterrichtseinheiten:

  • Umelalaje – Wie hast du geschlafen? Das Verb dazu heißt kulala – Für die zweite Person Singular setzt man das Präfix „u“ an den Anfang, es folgt „me“ als Vergangenheitsform und ein „je“ am Schluss, da es sich um eine Frage handelt.
  • Mimi ninakukla“. – Ich esse. Im Gegensatz dazu „Mimi sili.“ – Ich esse nicht. Das Verb dazu heißt kula – Im Falle einer Verneinung verwendet man für die erste Person Singular das Präfix „si“, das „na“ für die Präsensform fällt aufgrund der Verneinung weg und aus dem „a“ am Ende wird ein „i“. Dass „sili“ nun von „kula“ stammt – klar, oder?!… Für uns AnfängerInnen ein bisschen wie Detektivarbei, wir fühlen uns erinnert an den Lateinunterricht vor vielen vielen Jahren…
  • kunywa“ – trinken, nicht zu verwechseln mit „kunya“ – scheißen. Aufgrund folgenreicher Verwechslungsgefahr  tauchen die beiden Verben unter den ersten Zehn in jedem Reise- und Sprachführer auf.

 

Nachdem Philipp seit Anfang März unter der Woche alleine beim sogenannten „Onboarding“ in Bad Honnef auf Seminaren zu Prozessmanagement, Capacity Works und Beraterrollen war und die Kinder und ich in Erlangen, finden wir es sehr angenehm, hier nun wieder zu fünft zu sein. Für zwei Wochen sogar ohne Umzugskartons, Packlisten, Zwischenmieterlogistik, Luftfrachtplanung, ersten Abschieden von lieben FreundInnen etc…

 

Stattdessen ein Aufeinandertreffen vieler Menschen aus der ganzen Welt; wir treffen bei den gemeinsamen Mahlzeiten oder in der Kita Familien, die Ähnliches vorhaben wie wir (oder Ähnliches bereits hinter sich und nun neue Pläne haben), können Ideen austauschen, Fragen loswerden, und nicht zuletzt den Grundstein für eine (zumindest sprachliche) Verständigung in Tansania legen.

Diese neue Sprache zu lernen ist für mich wie der erste kleine Blick durch eine neue Tür – ich bin gespannt, was noch kommt!

Und nun: Mimi nitalala! Ich werde jetzt schlafen!

(w)

 

Zum Weiterhören:

Kinderlied mit Zahlen von 1-10 (Youtube)

Wer erst mal nur mit 3 Zahlen anfangen will – Suchtgefahr (Youtube)

interssante Infos über die Sprache (kanadischer Sprachwissenschaftler, youtube)

 

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