Lindi von oben

Look all around there’s nothing but blue skies
Look straight ahead there’s nothing but blue skies
(Jimmy Cliff)*

Die Nutzung von neuen Medien (=Internet) in Tansania erfordert erwartungsgemäß gewisse Umstellungen. Zwar gibt es eine sehr hohe Netzabdeckung, was mobiles Internet betrifft – abhängig von der Region beleben bis zu 5 Mobilfunkanbieter das Geschäft. Die Mehrheit der Menschen, zumindest in unserer ärmeren Region, benutzt Tastenhandys (für jüngere Leser: so etwas). Leute mit Smartphones  nutzen das mobile Internet vor allem für WhatsApp. Außerdem wird das Handy zunehmend für Geldverkehr eingesetzt – auch wir konnten auf diesem Wege schon Geld für unsere Autoversicherung an das Handy eines Freundes in Daressalam schicken, der sich dann für uns um alles Weitere kümmerte (und unser Auto vor einer Woche tatsächlich nach Lindi brachte!).

Als Recherche-Quelle oder Darstellungsmöglichkeit für regionale Angebote, Produkte oder Firmen wird es so gut wie gar nicht genutzt. Lokale Informationen werden ausschließlich über Empfehlungen und Gespräche, also „Mundpropaganda“ weiter gegeben, die passiert in der Regel unmittelbar und per Handy. Das Handy am Ohr ist hier somit (während Patientenkontakt, in der Chorprobe, …) omnipräsent und löst so manches Problem (zum Beispiel ein fälschlicherweise mit Diesel betankter Landcruiser).

Bei Google Maps fanden wir somit erstmal: nichts. Keine Hotels, keine Restaurants, keine Läden. Um das Ganze noch etwas zu erschweren, war das Kartenmaterial der Satelliten-Fotos von 2011. Da stand unser Haus zwar schon, aber drum herum: nichts.

Von unserem Vorgänger Martti hörten wir, Mitwero sei eine Boom-Region, und ein sehr beliebter Vorort Lindi´s was in meinem Kopf Bilder von Gebäuden, Marktplätzen, etc. Schulen hervorzauberte, aber auf Google Maps: nichts als Gelände.

Seit nunmehr 2 Wochen hat sich zumindest eines geändert: Google hat neue Fotos hochgeladen, und zwar so neu, dass man bei unserem Haus den GIZ-eigenen Nissan Patrol Jeep im Garten stehen sieht – die Bilder müssen also in etwa von Juni 2017 sein. Die Nachbarschaft erscheint nun weniger kahl und belebter.

Unser Compound

 

Im weiteren Umfeld sieht man die neue Secondary School direkt neben uns, und überhaupt die vielen kleinen versprengten Häuser im Umkreis.

Bucht von Lindi

Fährt man von unserem Haus die Hauptstraße nach Süden (mit wunderbaren Blicken über die Bucht von Lindi) kommt zuerst linker Hand Mitema Beach, unser Haus-Strand, der oft menschenleer ist. Anschließend folgt in den nördlichen Ausläufern der Stadt das Sokoine Regional Referral Hospital mit seinen vielen Stationen.

Sokoine Regional Referral Hospital

Danach gelangt man in die „Innenstadt“ von Lindi. Dreh- und Angelpunkt ist der Clocktower Roundabout den es in fast jeder tansanischen Stadt gibt (auf dem Bild: neben Mbinga). Westlich davon ist der große Markt, wo es von Tomaten, Bananen und Kokosnüssen über Fisch, Rindfleisch und Hühnchen bis hin zu Elektrogeräten, Seilen und Werkzeug alles gibt (bei Lebensmitteln gilt generell: absolut regional und saisonal wird hier zwangsläufig tagtäglich gelebt).

Innenstadt

Südlich des Kreisverkehrs ist die CRDB-Bank, die IMMER von einem mit einer AK47 bewaffneten Polizisten bewacht wird.

Im näheren Umkreis finden sich der für uns überlebenswichtige Supermarkt (Haferflocken, Cornflakes, Milch…), Mbinga mit den besten gegrillten Masala-Hühchen, Wiebkes Nähladen, Hemu 1 mit gutem Essen (Samosa, Kabab, ..), die „Plastik-Straße“ (Klohbürsten, Kleiderbügel, Wassertonnen, Besen) usw.

Richtung Meer kommt die „Inder-Straße“ (zahlreiche indisch geführte Läden mit handwerklichem Material, Sanitärzubehör etc.) und mit dem „Wholesaler“ der einzige Laden, in dem man Bier bekommt – dafür kistenweise.

Im Osten schließt der endlose, weiße und karibisch-feine Sandstrand an, an der südlichen Ecke liegt idyllisch das Sea View Beach Resort Hotel und ein liegen gelassenes (gestrandetes?) bewohntes Schiff. Ein Stück weiter nördlich kann man in der Strand-Bar Santorini mit Sand unter den Füßen Bier trinken. Hier haben wir auch an einem der ersten Abende, an denen wir noch im Hotel wohnten, alle wichtigen Expats der Stadt (Sally, Matthew und Sharkey, dazu einen Österreicher, der zu Besuch aus Mtwara da war) kennen gelernt. Davon an anderer Stelle mehr…

Schaut Euch um in Google Maps oder Google Earth, erkundet die Gegend, findet interessante Sachen und fragt uns! Auch für uns ist es spannend, alles von oben sehen zu können. Die nächste Mountainbike-Tour mit Kalle wird anhand der Satellitenbilder geplant…

(p)

 

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