Heute kommt ein kleiner Einblick in unser letztes Wochenende! Nachdem Philipp nach fast vierzehn Tagen Reise (Fortbildung für 64 Krankenschwestern in Kilwa, WHO Konferenz in Uganda) wieder zurück nach Lindi kam feierten wir zunächst seinen Geburtstag und machten heute einen Tagesausflug nach Mikindani,90 km südlich von Lindi und laut Reiseführer (Loose, Stefan 2014: Tansania) „ein wahres Juwel tief im Süden“. Dies lässt aufhorchen, da unser Reiseführer die Region, in der wir aktuell leben ansonsten eher launisch schildert: „Je weiter südlich man fährt, desto stärker wird das Gefühl, in einem einem längst vergessenen Niemandsland unterwegs zu sein. (…) Heute gibt es in der Gegend von Lindi weder Industrie noch eine nennenswerte Agrarwirtschaft (…) Einige Missionare, Lehrer und Ärzte karitativer Organisationen halten unbeirrt die Stellung. (…) Für Touristen hat der Ort kaum Bedeutung, außer als Zwischenstopp zum Einkauf von Gemüse.“ (Loose 2014, S. 242f).
Mikindani war im 15. Jahrhundert – wie zahlreiche weitere Häfen an der Swahili Küste – ein bedeutender Umschlagplatz für Elfenbein, Sklaven und andere Waren. Es verfügt über einen gut geschützten Naturhafen und war somit Anlaufstelle für arabische und indische Handelsschiffe. Eine Gedenktafel im Ort erinnert heute an Livingstones letzte Reise auf der Suche nach den Quellen des Nils, die 1866 in Mikindani begann. In den 1880er Jahren erreichten die Deutschen Mikindani, bauten einen Verwaltungssitz („Boma“) sowie Befestigungsanlagen und verschifften die Agrarerzeugnisse des Umlandes (v.a. Sisal, Kokosnüsse, Kautschuk) nach Deutschland. Auch der Sklavenhandel wurde wieder aufgenommen.
Mit dem Bau von Mtwara (10 km südlich von Mikindani) wurden alle wichtigen Einheiten dorthin verlegt und Mikindani verlor (ebenso wie Lindi) schlagartig an Bedeutung. Der ehemalige deutsche Verwaltungssitz von 1895 wurde nach aufwendiger Restauration 2001 als Hotel eröffnet und gilt heute als das beste Hotel Südtansanias. Für uns ist es ein willkommenes Ausflugsziel. Die Kinder (und wir) lieben mittlerweile bereits die Fahrt dorthin, den Pool, das leckere Essen, Milcheis zum Nachtisch und die vielen Affen, die in den Palmen rund um den Pool herumturnen.
Ein willkommener Unterschied zu Lindi ist die Selbstverständlichkeit, mit der man dort als AusländerIn begrüßt und behandelt wird. Durch die Vielzahl an Touristen und Tagesgästen ist man als „mzungu“ keine Sensation sondern Normalität, die wir in Lindi oft vermissen. So trifft man in der Regel auch zufällig Bekannte. Heute: ein holländisches Paar, Pim und Inge aus Nijmegen, mit ihrem dreijährigen Sohn Mess, die zur Zeit als Ärzte im St. Walburgs Krankenhaus in Nyangao, 75 km südwestlich von Lindi arbeiten. Außerdem machten wir Bekanntschaft mit einem französisch/britischen Paar, dass vor zwei Tagen aus Costa Rica nach Tansania kam und nun überlegt, eine aktuell stillgelegte Tauchbasis in Mikindani, das eco2 Dive Center, zu kaufen und mit neuem Leben zu füllen. Eine spannende Entwicklung, die wir sicher weiter verfolgen werden! Außerdem fand dann noch die Jahrestagung deutscher christlicher MissionarInnen statt (Schwerpunkt Mbesa) – in kürzester Zeit füllte sich die Poolregion am Nachmittag also mit deutsch sprechenden Menschen, was wir regelrecht verwirrend fanden. Gegen 18:00 traten wir den Rückweg an, um nicht zu lange in der Dunkelheit unterwegs zu sein.
(w)
Zum Weiterlesen:
- Über die Kolonialgeschichte:
https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/projekte/kolonien/deutsch-ostafrika/ - Speziell: Küsten in der Kolonialgeschichte:
http://deutsche-schutzgebiete.org/ostafrikanische-kuestenbilder/ - Über die Deutsche Mission in Mbesa:
hier und hier