Der Hahn im Müll

Ich wollt‘, ich wär‘ ein Hahn,
dann würde nichts getan.
Ich ginge nie mehr ins Büro,
denn was ich brauchte, kriegt‘ ich so.
(Willy Fritsch)*

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag in unserem Compound in Mitwero. Es ist Samstag, keine Schule, und ein Großteil der Nachbarskinder spielt in unserem Garten mit Ronja und Kalle. Es gibt inzwischen dank der angekommenen Luftfracht neben der Schaukel auch Fußbälle und eine Slackline, aber heute geht es vor allem um zwei Seile, die Kalle sich an den Stamm des großen Cashew-Baumes gebunden hat.

Cashew-Baum (mit Kindern)

Sie dienen zum Hochklettern und zum sich herunter schwingen. Später taucht noch ein weiteres gefundenes Seil auf, mit dem die Kinder Pferd und Reiter durch den Garten um das Haus herum rennen.

Wiebke ist gerade mit dem neuen Motorrad in der Stadt unterwegs und erregt als Mzungu mwanamke (weiße/europäische Frau) auf einem PikiPiki entsprechendes Aufsehen unter den meist männlichen Fußgängern. Ich bin mit Mats teils draußen beim Spielen mit dabei, und räume in freien Momenten im Haus herum.

Die neue alte Honda Ace 125

Plötzlich draußen ungewöhnlich starke Unruhe, dann kommt Ronja aufgeregt herein: in der Nachbarsmüllgrube (Neologismus?) sei ein Huhn aus der Nachbarschaft gefangen und käme nicht mehr heraus. Ich solle mir das unbedingt ansehen.

Also ziehe ich mit dem mir folgenden Kinderschwarm durch den Nachbarsgarten, wo am Ende ein ca. 1,80cm tiefes rundes Loch für die Verbrennung des Hausmülls liegt. Darin sehen wir neben Müll einen erschöpften, verschreckten Hahn aus der Hühnerschar des Nachbars.

Suchbild Nachbarsmüllgrube

Die Grube ist zu tief, um selbst heraus zu springen, was der Hahn aber dennoch häufig versucht hatte. Nach kurzer Gruppendiskussion gehen wir zum Nachbarhaus, zu den Besitzern der Hühner, und berichten (auf Englisch) dem Vater von der Situation. Gemeinsam holen wir eine Leiter aus unserem Fundus und spazieren zur Müllgrube.

Kinderschwarm mit Leiter

Ich dachte zuerst, der Hahn soll auf der Leiter hinaus hüpfen, aber das hätte er sich bei den vielen Kindern wahrscheinlich nicht getraut. Also ist der tapfere Nachbar hinein gestiegen und hat den wenig wehrhaften Hahn wieder hinaus befördert.

Danach haben wir die Leiter gemeinsam aufgeräumt und jeder hatte zu Hause eine schöne Geschichte zu erzählen. Nur Pettersson und Findus fehlten.

Zurück aus der Stadt

 

(p)

 

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