I said high
High voltage rock ’n‘ roll
(AC/DC)*
(New: English summary at the end)
Wir leben nun seit zwei Wochen in Lindi, einer kleinen, in einem Reiseführer als verschlafen beschriebenen Küstenstadt im Süden des Landes. Berichte über Ankommen und die Stadt folgen noch. Heute ein kleiner Einblick in Alltägliches: Wasserzufuhr, Stromversorgung und Bargeldfluss!
Dass die Wasserversorgung in unserer Nachbarschaft (Wohnlage auf einer kleinen Anhöhe) ein zentrales Problem ist haben wir von unseren Vorgängern hier im Haus bereits gehört, ebenso dass es ein System gibt, dieses Problem zu lösen. Nun sind wir dabei, dieses System (und unseren Wasserverbrauch) kennenzulernen und u.U. an unsere Bedürfnisse anzupassen.
Bargeld braucht man hier ständig, da man beim Einkaufen nicht einfach seine EC-Karte zücken kann wie zu Hause. In Lindi gibt es vier kleine Banken, drei davon haben einen Geldautomaten mit VISA, zwei sogar mit Maestro-Aufkleber.
Auf diese Gegebenheiten haben wir uns mit zwei unterschiedlichen VISA-Karten und einer Dollar-Reserve vorbereitet.
Häufigen, meist abendlichen Stromausfällen wollten wir mit einer Parade von Solarleuchten begegnen. Diese hatten wir glücklicherweise im letzten Moment noch aus der Luftfracht entfernt, da die enthaltenen Akkus nicht per Luftfracht verschickt werden durften. Zu unserem Glück, ansonsten säßen wir seit Wochen regelmäßig im Dunkeln… Die Kinder haben es sich zu ihrer morgendlichen Aufgabe gemacht, die Lampen in der prallen Sonne zu positionieren und abends wieder ins Haus zu holen.
Auch der neu gekaufte Kühlschrank wirbt damit, auch nach 12 Stunden ohne Strom noch kühl zu bleiben. Und der Gasherd läuft mit Gas, eine Ersatzflasche steht im Kämmerchen. In diesem Kämmerchen stehen auch 4 große Batterie-Tanks und ein UPS (uninterrupted-Power-Supply) -Kasten, die mit den Solar-Panels am Dach verbunden sind (ungefähr so). Grundsätzlich gibt es Strom genau solange, wie man Stromeinheiten im Voraus in einem Geschäft in der Stadt gekauft hat.
Für das Wasser gibt es einen 1000l-Erdtank mit Anschluss an die städtische Wasserleitung (LUWASA, Lindi Urban Water And Sewerage Authority), dessen Inhalt für entsprechenden Druck in der Leitung regelmäßig in einen 3000l-Hochtank gepumpt werden muss.
Letzte Woche ging nun plötzlich VISA-Karte 01 nicht. Umbuchung im Online-Banking war auf Grund von Problemen mit dem ChipTAN-Lesegerät nicht möglich. Am nächsten Tag gab auch VISA-Karte 02 ohne ersichtlichen Grund auf. Die heimischen Maestro-Karten funktionierten nicht, die Bargeld-Reserven waren erschöpft, eine Wechselstube für unsere Notfall-Dollar gibt es in Lindi nicht.
Nach zwei sparsamen Tagen habe ich das ChipTAN-Gerät irgendwie zum Laufen gebracht und umbuchen können. Natürlich hatten wir im Vorfeld immer wieder alle Kartenkombinationen an allen in der Stadt existierenden Automaten ausprobiert, und so immerhin die Stadt besser kennen gelernt – der allgemeine Aufruhr ist eindeutig nochmal größer, wenn Wiebke das Auto voller Weißnasen fährt, Frauen am Steuer haben wir bislang in Lindi nicht beobachtet.
Ungefähr zur gleichen Zeit hatten wir auch für 24h kein Wasser mehr, weil über die städtische Leitung fünf Tage lang kein Wasser nach kam. Dankenswerterweise konnte Mwajuma, unsere Büro-Chefin, nach einem Tag telefonieren jemanden auftreiben, der mit einem Mini-LKW 1.000l Wasser bei uns vorbei brachte. Gottlob lief da der Strom noch und das Wasser konnte auch in den Hochtank gepumpt werden, sonst hätte es uns nicht weiter gebracht.
Ebendieser Strom blieb ab dem nächsten Tag dann über 28 Stunden bis gestern Abend weg – ein laut tansanischem Kollegen „etwas ungewöhnlich langer“ PowerCut, was vor allem den Kühlschrank und die Ladesituation der diversen akku-betriebenen Geräte freute. Auch die Wasserpumpe ging natürlich nicht, wo doch ausgerechnet jetzt städtisches Wasser aus der Leitung gekommen und der Erdtank randvoll war.
Die große Solar-Batterie-UPS-Anlage ist seit 10 Monaten defekt, wie wir herausgefunden haben.
Die Erleichterung war groß, als sich am Abend nach einem kurzen Klicken plötzlich die Ventilatoren an der Decke wieder zu drehen begannen.
Die Mehrheit der Bevölkerung von Lindi hat übrigens überhaupt kein fließendes Wasser und holt sich die nötige Menge mit Eimern aus öffentlichen Brunnen. Hausstrom gibt es wenig.
Uns wird jeden Tag klarer, was uns alles zu Hause so selbstverständlich erscheint.
Neue Punkte auf unserer To-Do-Liste: Solar-Notstrom-System zum Laufen bringen und Regenwasserauffangsystem bauen.
english summary:
We have been living in Lindi for two weeks now, a small coastal town in the south of the country described as a sleepy tourist destination.
Water supply is a problem in the neighbourhood, and in the whole country. Locals use public wells spread across the town to collect their water into small plastic bottles and carry it home. At our house our predecessors installed a system to be able to have a constant water supply – there is some municipal water supply, but it is not reliable and water comes once a week. Therefore there is a 1000-liter underground tank with connection to the municipal water supply (LUWASA, Lindi Urban Water and Sewerage Authority), whose contents have to be regularly pumped into a 3000l high tank for appropriate pressure in the pipeline.
Money is only seen in cash here, there is no way to pay by card anywhere – no simple card shaking at the cashier. We have four small banks, three of which have a cash machine with VISA, two even with Maestro stickers.
For power cuts we brought a parade of solar lamps, leading to the daily ritual of putting up the lamps in the sun in the morning and collecting and placing them inside in the evening. The newly purchased refrigerator also helps to keep cool even after 12 hours without electricity. The gas stove is running with gas, a spare bottle is in the chamber. In this chamber are also 4 large battery tanks and a UPS (uninterrupted power supply) box, which are connected to the solar panels on the roof (roughly so).
Last week VISA card 01 suddenly stopped working. Making changing via online banking was not possible due to problems with the ChipTAN reader. The next day VISA card 02 stopped, too, for no apparent reason. The domestic Maestro cards did not work, our cash stash was shrinking fast and a exchange of our emergency dollars is not available in Lindi.
After two „economical“ days, I made the ChipTAN device work and could make the changes.
At about the same time, we had no water for 24 hours because there was no municipal water coming in for five days. Thankfully, Mwajuma, our office boss, was able do some calling and hours later a mini-truck arrived, bringing 1,000 liters of water (see pictures). Luckily there was no power cut, so we were able to pump the water in the high tank.
Speaking of Power Cut, it happened the next day for over 28 hours – described by a Tanzanian colleague as „somewhat unusually long“. BTW, the enormous solar battery UPS system has been defective for 10 months, as we have found out.
The relief was great, when – after a clicking sound – the fans suddenly began to turn again.
One learns to appreciate things in a new way here!
New points on our to-do list: make Solar emergency power system to run and build rainwater collection system.
(p)
Zum Weiterlesen:
Über die Wasserversorgung in Tanzania:
https://www.unicef.org/tanzania/wes.html
https://thewaterproject.org/water-crisis/water-in-crisis-tanzania
Über Stromversorgung in Tanzania:
https://energypedia.info/wiki/Tanzania_Energy_Situation
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3 Comments
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Hei aus Tromsø 🙂 Danke fuer eure regelmæssigen Berichte. Fuer mich sind sie oft wie ein Deja Vu (war 2009 nach Tromsø den Sommer in Tanzania, in der Næhe von Bukoba). Zb die Wasserzufuhr und die Frage, ob der Wasserdruck hoch genug ist um im sitzen duschen zu kønnen – anstatt von flach auf dem boden liegend oder gar nicht :). Wuensch euch noch eine tolle Zeit. Johanna
Welcome to africa 🙂
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